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Newsletter vom 29. Juli 2010

von , 29.7.10

Der Carta-Newsletter enthält eine Auswahl der Texte und Netzlese-Einträge der letzten Woche.

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Wikileaks und die Veröffentlichung der Afghanistan-Protokolle

Wolfgang Michal: Friedensnobelpreis für WikiLeaks!
Der Welterfolg der Whistleblower-Website WikiLeaks setzt die traditionellen Medien gewaltig unter Druck. Entweder, sie gründen nun flächendeckend eigene Recherche-Pools oder sie nutzen WikiLeaks als ultimative Nachrichtenagentur der Zukunft.

Christoph Bieber: Die Konjunktur des Lecks dank Wikileaks
Der öffentliche Umgang mit Informationen befindet sich im Umbruch. Guardian, Times und Spiegel zeigen: Der medialen Aufbereitung der Daten kommt große Bedeutung zu. Eine Bestandgarantie für konventionellen Journalismus und “alte Massenmedien” mag wohl kaum noch jemand geben.

Hans Hütt: Die acht Lektionen der Afghanistan-Protokolle: Wikileaks erfüllt die Erwartungen des Mainstreams
Wem nützt die Veröffentlichung der “war logs” zum Afghanistankrieg durch WikiLeaks? Ändert das Material das Bild der Lage? Ändert es die militärische Strategie der Akteure? Der Verrat schließt eine Aufmerksamkeitslücke – und reißt neue Lücken auf.

Redaktion Carta: Afghanistan-Protokolle: bestürzende Gesamtschau, Spiegel-Desaster und die Medienmacht von Wikileaks
Die Visualisierung der Leitartikel, Wikileaks als erste staatenlose Nachrichtenorganisation und das Scheitern des Spiegel – eine Zusammenschau der besten (Blog-)Beiträge zur Veröffentlichung der “War Logs”.

Redaktion Carta: Afghanistan-Enthüllungen: Online-Journalismus gegen Print-Reklame
Der Guardian zeigt heute eindrucksvoll, was Online-Journalismus durch die Verbindung von Text, Video und Datenvisualisierung leisten kann.

Dazu auch: Simon Rogers: Wikileaks’ Afghanistan war logs: how our datajournalism operation worked

Agenda

Michael Spreng: Die geheime Strategie von Schwarz-Gelb: Aufschwung
Angela Merkel und ihre Koalition setzen auf das Prinzip Hoffnung. Das scheint klug, es ist auf jeden Fall besser, als auf die eigenen Leistungen und die Einsicht der Wähler zu setzen.

Matthias Schwenk:  Loveparade Duisburg: Schockierende Erfahrung
Die Loveparade in Duisburg endete in einer Katastrophe, die vermutlich hätte vermieden werden können, nicht zuletzt weil eine solche Veranstaltung nicht auf ein abgelegenes Gelände, sondern mitten in eine große Stadt gehört.

Telemedicus: Rechtsfragen der Informationsgesellschaft: Dreistufentest, Netzneutralität, Street View
Freifahrtschein für RapidShare – Bund deutscher Kriminalbeamter will Verkehrsregeln fürs Internet – Angela Merkel sieht Schwierigkeiten der Informationsgesellschaft – Facebook erreicht eine halbe Milliarde Nutzer.

Medien

Matthias Schwenk: Flipboard: Schnelles Ende der iPad-Euphorie bei den Verlagen?
Flipboard ist eine neue Medien-Applikation für das iPad, die für mehr als einen kurzen Medien-Hype gut sein kann: Sie zeigt einen Weg in die mediale Zukunft, kämpft aber auch noch mit eingebauten Schwächen.

Marcel Weiß: “Verleger-Schreck” Flipboard: Auch auf dem iPad gelten Marktdynamiken des Webs
Sollte das Leistungsschutzrecht kommen, könnten Programme wie Flipboard aus dem deutschen AppStore verschwinden. Dass damit eine effizientere Art der Informationsverbreitung eliminiert würde, ist ein Feature, kein Bug – zumindest für die Verleger. Zusammenfassung, Einordnung und Ausblick zur Flipboard-Debatte.

Marvin Oppong: Investigativer Journalismus – Presseschau VIII
Presseschau vom 25. Juni bis zum 27. Juli 2010 u.a. mit: Neugründung von Investigativ-Teams, Wikileaks, Günther Wallraff, Frontal 21 mit Bahn-Störfallbericht und der Jahrestagung des Netzwerk Recherche.

Ulrike Langer: Medienlinks zum Wochenstart: OpenData-Journalismus
Diesmal mit: OpenData-Projekte in den USA – Insiderberichte vom Arbeiten auf der Contentfarm – 40 Tage ohne Internet – 5 Jahre Social Media – Sollten Journalisten programmieren lernen? – 10 Multimedia-Regeln.

Netzlese

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Wird die Noa Bank von der Finanzaufsicht und dem eigenem Erfolg erdrückt und hilft das Netz?

Als die Meldung bei Egghat und in der „Exklusivmeldung“ der FTD über die Probleme bei der Noa Bank erschienen, waren die Informationen schon eine Woche alt. Gründer und Mitgesellschafter der Noa Bank, Francois Jozic, hatte bereits vor über einer Woche im Blog der Bank auf die Aktivitäten der BaFin hingewiesen und sich dafür entschuldigt, dass er eine Auflage der Finanzaufsicht nicht seinen Kunden mitteilte (welche Bank macht das sonst eigentlich?).

Im Kern geht es darum, dass die Noa Bank im Verhältnis zu der Ausstattung mit Eigenkapital zu schnell gewachsen ist. Das junge und ambitioniert gestartete Institut wurde mit Einlagen überrollt und unterschritt deshalb die magische Marke von 8% Eigenkapital auf die Summe „risikotragender Aktiva“.

Um das Problem zu lösen, hatte die BaFin die Noa Bank ursprünglich aufgefordert, 2 Mio. zusätzliches Eigenkapital einsammeln oder aber die Kunden dazu bringen, ihre Einlagen zu reduzieren. Die Kapitalbeschaffung schien geglückt zu sein und wird nach Angaben von Gründer Jozic derzeit mit Investoren endverhandelt.

Allerdings soll die BaFin plötzlich 10 bis 15 Mio. € zusätzliches Eigenkapital verlangen, womit von der Bank dann nach Angaben von Josizc eine EK-Quote von 30% gefordert würde. Sollte dies stimmen, dann könnte dies der Bank tatsächlich das Genick brechen.

Es ist aus den veröffentlichten Informationen leider nicht nachvollziehbar, warum die Aufsicht plötzlich eine solche hohe Quote verlangt (üblich sind 8% Tier 1- Kernkapital). Eine Erklärung könnte sein, die Aufseher berechnen die Eigenkapitalanforderungen aus dem Wachstum und ziehen vom Eigenkapital die erwarteten Anlaufverluste abziehen. Leider fehlt dazu aber eine Stellungnahme der BaFin. Auch habe ich keine Informationen über den vorläufigen Kapitalverzerr durch Anlaufverluste gefunden.

Jozic fühlt die Noa Bank durch die Aktion diskreditiert, was nochvollziehbar erscheint Die Feinheiten lassen sich aus der Distanz allerdings nur schwer beurteilen. Der Blick Log sieht aber wie bisher weiter keine Anhaltspunkte, die ein besonderes Misstrauen gegen die Noa Bank rechtfertigen würden.

Der Blick Log teilt allerdings nicht die von Jozic angedeuteten „Verschwörungen“. Die Bank wurde vom eigenen Erfolg überrascht und hat nicht adäquat reagiert. Dies darf man auch als Managementfehler bezeichnen, denn das hohe Wachstum und die sich daraus abzusehende Eigenkapitalknappheit w bereits im Winter absehbar gewesen sein.

Freilich sind diese Fehler deutlich harmloser als die Managementfehler einer Hypo Real Estate oder einer IKB-Bank, die dem Steuerzahler Milliarden Belastungen eingebracht haben. Die Noa Bank legt ihre Überschussguthaben nicht in griechische Staatsanleihen oder US-Immobilien-CDOs an, sondern solide bei der Bundesbank und anderen Banken.

Es ist daher nach dem aktuellen Informationsstand unverständlich, dass die Aufsichtsbehörden bei Neugründungen offenbar andere Maßstäbe anlegen. Deutschland hat nach Ansicht des Präsidenten des deutschen Bankverbandes, Andreas Schmitz, die stärkste Industrie aber das schwächste Bankensystem. Wenn man es Newcomern so schwer macht, dann ist es kein Wunder, dass wir hier weiter auf der Stelle treten.

Die Noa Bank gehört neben Fidor, Smava und anderen Akteuren zu den Hoffnungsträgern eines neuen Verständnis im Banking. Noch sind es zarte Pflänzchen. Tatsächlich vermittelt der Noa-Kampf derzeit (noch?) den Eindruck, als wolle „man“ eine Pflanze wieder austreten. So wird der Wald mit vielen alten Eichen natürlich nicht aufgefrischt, sondern eines Tages vermodern.

Die Noa Bank selbst versucht in einer „Online-Petition“, deren Adressat nicht klar ist, moralische Unterstützung einzusammeln. Noch wichtiger wäre es, wenn dieser Vorgang eine breitere Öffentlichkeit erhielte und auch das BaFin zur Klarstellung beitragen würde. Möglicherweise gibt es ja nachvollziehbare Gründe. Der Blog Finsider fragt kritisch:

“Versucht Jozic von sich abzulenken, indem er die Schuld auf die BaFin und den Finanzmarkt schiebt? Ist die noa Bank groß genug, um eine potentielle Gefahr darzustellen, die der Rest der Finanzwelt auszulöschen versucht? Was steckt wirklich hinter den Problemen der noa Bank?”

Das etablierte Unternehmen mit welchen Mitteln auch immer versuchen, unbequeme Wettbewerber und vor allem Newcomer loszuwerden, entspricht dem üblichen Umgang unserer Wirtschaftsordnung. Dies ändern können nur die Kunden, in dem sie in diesem Fall mit ihrem Geld weiter für die Noa Bank abstimmen. Aber beim eigenen Geld hören bekanntlich Solidarität und Sympathiekundgebungen auch im Web 2.0 auf.

PS

Laut Webseite der BaFin verfügt die Noa Bank aber immer noch über alle Lizenzen.

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