Schirrmacher reagiert “befremdet” auf den offenen Brief von Boudgoust [Update]

von , 24.7.10

Der Spiegel bericht in einer Vorabmeldung von der Reaktion des FAZ-Herausgebers Frank Schirrmacher auf den offenen Brief an ihn. Der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust hatte ihn für die “Wir alle sind Rundfunk“-Äußerung von FAZ-Redakteur Michael Hanfeld angegriffen, in der dieser mit Formulierung wie “Staatsjournalismus” und “totaler Machtanspruch” das Papier-Gutachten für die Internetauftritte von ARD und ZDF kommentiert hatte. Schirrmacher laut Spiegel:

“Beschwerden über Redakteure mit der Absicht der Sanktionierung erreichen in der ,FAZ’ auch dann nicht ihren Zweck, wenn sie über offene Briefe oder Rundfunkräte verbreitet werden.”

“Zeitungs- und Zeitschriftenjournalisten”, so Schirrmacher nun, würden in Papiers Deutung “zu einer nur noch geduldeten Spezies des Internetzeitalters” gemacht. Die verfassungsrechtlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen ließen sich nicht abschätzen. “Sie haben sich entschlossen, mit einer in der Maßlosigkeit kaum noch zu überbietenden Behauptung an die Öffentlichkeit zu treten. Ich glaube nicht, dass irgendein Printjournalist sie unwidersprochen lassen kann.”

Hanfeld reagierte ebenfalls auf den offenen Brief, wie auf Spiegel Online in der Zusammenfassung der Ereignisse zu lesen ist:

Hanfeld weiß sich zu wehren – mit ironischer Kritik an dem Weg, den Boudgoust wählte. Gegenüber dem Evangelischen Pressedienst sagte er: “Wenn der Vorsitzende der ARD an einen Herausgeber der ‘FAZ’, meinen Chef, einen offenen Brief schreibt, indem er mich, den Redakteur angreift, dann verrät mir das viel über den Byzantinismus und das hierarchische Denken, das in den oberen Etagen der ARD herrscht.”

Update:
Schirrmachers Antwort im Volltext findet sich bei der FAZ.

Hierauf antwortet wiederum Boudgoust öffentlich auf ARD.de:

Aber wenn die FAZ auf ihrer ersten Seite mit Begriffen wie “Herrschaft des Staatsjournalismus” – “Ende der freien Presse” – “totalen Machtanspruch” aufmacht, ist dies eine öffentliche Angelegenheit, die nicht im privaten Gespräch mit Herrn Hanfeld zu erörtern ist. Eine so massive Attacke macht es geradezu notwendig, ebenso öffentlich die Gegenposition der ARD darzulegen. Auf die inhaltlichen Argumente in meinem Brief vom 21. Juli sind Sie in Ihrem Schreiben leider nicht eingegangen.

Vielleicht können wir unsere Debatte nach Ihrem Urlaub in einem persönlichen Gespräch fortsetzen.

Damit scheint die Brieffreundschaft für’s Erste beendet.

Danke für die Hinweise in den Kommentaren.

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