von Gunnar Sohn, 17.4.14
Wenn Monopolisten wie Google in der gesamten Wirtschaftsgeschichte langfristig nicht überleben, wie Mathias Döpfner in seinem Heulsusen-Opus in der FAZ schreibt, frage ich mich, warum der Springer-Chef seine Angst gegenüber dem Suchmaschinen-Konzern zum Ausdruck bringt. Denn diese Monopole – ob privat oder staatlich – scheitern doch irgendwann an der Selbstzufriedenheit, “die der eigene Erfolg gebiert”.
Es könnte zu politischen Eingriffen kommen, was ordnungspolitisch völlig in Ordnung ist, oder dazu, dass sich die Nutzer abwenden. Davor haben selbst Giganten wie Facebook, Google und Co. Angst, wie man an der NSA-Debatte ablesen kann.
Dass nun ein Konzernboss gegenüber einem anderen Konzernboss seine politischen Bedenken über Gefahren artikuliert, die von privatwirtschaftlichen Organisationen ausgehen können, wenn sie sich als Staat im Staate aufführen, ist zumindest merkwürdig.
Mal unabhängig von den Erfolgsaussichten von Big Data, Internet via Drohnen, gläsernen Haushalten durch den Einsatz der NeST–Technologie (wie viele Haushalte in Deutschland nutzen NeST?) und fahrerlosen Autos: Schaut man sich die Leistungsbilanz von Google etwas genauer, erkennt man, dass die Kohle fast ausschließlich über Werbeeinnahmen in die Kassen des Mountain View-Konzerns fließt. Alle anderen Ausflüge haben sich in schöner Regelmäßigkeit als Flop herausgestellt. Etwa das Hardware-Geschäft, wie Bloggercamp.tv-Kollege Hannes Schleeh eindrücklich nachweist.
Google versagt übrigens auch beim klassischen Kundenservice – aber das sei nur am Rande erwähnt.
Zieht man also von der Döpfnerschen Jammerlappen-Suada die Datenkraken-Furcht ab, bleibt die Angst vor der Abhängigkeit des Springer-Konzerns vom Traffic, der über Google läuft, und von der Vermarktung von Restplätzen seiner Online-Werbung über den Google-Algorithmus. Der Artikel hätte sich auf zwei Sätze beschränken können. Beim netzpolitischen Exkurs fehlt dem Springer-Vorstandschef einfach die Glaubwürdigkeit.
Warum hat Döpfner eigentlich so viel Schiss vor Google, wo doch in der Medienwelt das so genannte “Unverdrängbarkeitsgesetz” von Wolfgang Riepl vorherrscht? Das von Döpfner zitierte Gesetz soll sich ja in der Riepl-Promotion mit dem Thema “Das Nachrichtenwesen des Altertums” aus dem Jahr 1913 verstecken. Döpfner sollte das Opus etwas genauer lesen (wenn er es überhaupt gelesen hat), dann würde er folgende Zeile zur Elektrizität finden:
“Einen Stillstand gibt es nicht mehr, und eine geringe Zahl von Jahren bringt durchgreifendere Umgestaltungen hervor als früher von Jahrhunderten.”
Ansonsten ist der FAZ-Gastbeitrag in die übliche Debatten-Ecke von FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher einzuordnen, die “Per Johansson” in seinem Roman “Der Sturm” so schön auf den Punkt gebracht hat:
“Christian Meier sei auf der Flucht gewesen, lautete ein in Deutschland offenbar immer populärer werdendes Gerücht. In der Vergangenheit habe er so viele große Theorien in die Welt gesetzt, so viele weltumspannende Phantasien über die Macht der Netzwerke, die Zukunft der Roboter und die Allmacht der Gentechnik.”
Letztlich ging es immer nur um die nächste große Verschwörungstheorie. Die Leute hörten dem Meier aber nicht mehr so gebannt zu. Er schien an die Seite zu rutschen, und es wirkte fast komisch, wenn er wieder einmal den Untergang der Welt beschwor.
Eine Prognose, die auch wirklich schwer zu erfüllen ist. Von der Unmöglichkeit eines Berichts über den eingetretenen Untergang mal ganz abgesehen.
Crosspost von Ich sag mal