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Ein Löschbeirat für Medientexte

von , 19.7.14

Einen „Löschvorschlag, immer um 20 Uhr“ verspricht das Blog loeschbeirat.tumblr.com, und nach den ersten Postings entsteht das Gefühl: Hier meint es jemand ernst, zumindest auf der inhaltlichen Ebene.

Als hätten die Online-Angebote von Verlagen nicht schon genug unter Leserkommentaren zu leiden, schickt sich hier ein Autor(enkollektiv ?) an, mit spitzer Feder Textkritik zu üben. Kostprobe?
 

Weltsprache der Parasiten

„Neue Weltsprache“ ist nicht nur der Titel eines Beitrags von Feuilleton-Leiter Andrian Kreye in der Süddeutschen Zeitung, sondern auch Ausdruck einer gewissen geistigen Orientierungslosigkeit auf dem Gebiet des digitalen Philosophierens. Es ist uns nicht gelungen, in dem Text einer Argumentationslinie zu erkennen, eher springt der Autor von Gedanke zu Gedanke, um am Ende doch nur anzukündigen, dass noch mehr Texte von mehr Menschen zum gleichen Thema kommen.

Beginnen wir mit der vermutlich ersten Aussage im Text:

Es ist im Jahr 2014 natürlich eine Binse, dass es die Algorithmen sind, die unser Leben bestimmen.

Zunächst: Nur weil diese These des Öfteren vertreten wurde (das Präteritum gibt einen Hinweis), heißt es ja noch lange nicht, dass sie ohne jegliche Untermauerung überzeugen kann. Werden Seeleute, Obstbauern, Fischbräter und Postboten “von Algorithmen bestimmt”? (weiterlesen »)

 
Dafür hat man eine Jury gegründet, die Textvorschläge von Dritten entgegennimmt und auf dem Blog veröffentlicht. Im Blog heißt es „Jeder kann mitmachen, die Jury wählt aus“ (loeschbeirat [at] gmail.com).

Näheres über den oder die Blogbetreiber beziehungsweise Spaßvögel ist noch nicht durchgesickert, und auch unsere Anfrage an die Mailadresse wurde zwar prompt beantwortet, blieb aber doch recht vage: Es komme nur auf Qualität an, auf sinnvolle Medienkritik, die immer noch ein Schattendasein führe. Reichweite ist den Autoren egal.

Das Ganze sieht aus und hört sich an wie ein Spaßprojekt, hat aber angesichts der Suche nach neuen Formen des Qualitätsjournalismus einen durchaus ernsten Hintergrund. Wir sind gespannt, was da noch kommt – und natürlich, wer dahintersteckt.
 

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