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Der Mann, den sie “Stone” nannten

von , 9.4.13

Es gab einmal einen Mann, den nannten sie “Stone”. Eigentlich und zuerst nur deshalb, weil sein Name wie der eines Kollegen mit “Stein” anfing. Die beiden wurden, weil Journalisten gerne solche Namen erfinden,  die “Stones”.

Aber dieser Mann war wirklich ein Stone – ein eckiger, unbehauener. Der offen redete, statt herumzuschwiemeln, der aneckte, der undiplomatisch und arrogant war, aber  immer  geradeaus. Und er war deshalb sehr populär. Denn dieser Mann war so ganz anders als die vielen Kiesel, die sich im Laufe ihrer Karriere rund geschliffen hatten. Ganz anders als die Vorsichtigen, als die Leisetreter, als die Angepassten.

Und weil er so populär war und auch einiges von Finanzen verstand, wollten viele hören und lesen, was er zu sagen hatte. Dadurch wurde er vermögend und finanziell unabhängig.

Bis dahin ist das eine schöne Geschichte, die Geschichte vom Stone. Aber dann kamen erst ein ehemaliger Bundeskanzler und dann seine Partei auf die Idee, der populäre eckige Stone könne Kanzlerkandidat werden – als Kontrastprogramm zur Amtsinhsaberin, die so gar nichts Eckiges und Steiniges an sich hat.

Diese Idee, so schön sie sich anhörte, war am Ende dann doch keine gute Idee. Denn er kandidierte für eine Partei, der unangepasste Menschen und Vermögen suspekt sind. Und deshalb wurde auch die Art und Weise, wie er dazu gekommen ist, kritisch und neidisch kommentiert. Er reagierte so, wie es seine Art war – unsensibel, undiplomatisch und ziemlich überheblich. Und das war dann gar nicht mehr populär.

Weil er aber weiter beliebt sein wollte, zumindest in seiner Partei, begann er, sich die ersten Ecken abzuschleifen. Plötzlich redete er ganz anders, vertrat plötzlich das Gegenteil von dem, was er früher gesagt hatte. Sein Weg zum Kiesel begann. Das enttäuschte viele seiner Anhänger.

Als er dann noch den Fehler beging, sich öffentlich über sein mögliches künftiges Gehalt Gedanken zu machen, wurde er noch unpopulärer. Und er machte sich noch kieseliger, damit wenigstens seine Partei weiter lieb zu ihm war.

Plötzlich waren auch seine undiplomatischen Ausrutscher nicht mehr populär. Sie waren keine Beweise mehr für Aufrichtigkeit und Anderssein, sondern für das Unvermögen, in seiner neuen Rolle den richtigen Ton zu finden.

Aus Klartext wurden Fettnäpfchen. Die Menschen fragten sich, ob dieser Mann wirklich der richtige Kanzler wäre. Das früher Positive wurde zum Negativen. Irgendwie passten weder das verbliebene Eckige noch das neue Runde ins Tor des Kanzleramtes. Er wurde vom Hoffnungsträger zur Belastung.

So wird diese Geschichte kein Happy End haben. Peer Steinbrück, halb Stone, halb Kiesel, wird kein Bundeskanzler mehr. Und seiner Partei bleibt nur noch übrig, ohne ihn Untermieterin bei der Amtsinhaberin zu werden. Wenn überhaupt.
 

Crosspost von Sprengsatz

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