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Steinbrück und die SPD · Nicht einmal wahlkampffähig

von , 11.2.13

Die SPD will nach der Bundestagswahl die nächste Regierung führen. Ihr Kandidat Steinbrück soll Kanzler werden. Seit dies Ende September 2012 bekannt wurde, unterlief ihm eine Panne nach der anderen. Die Summe seiner Pleiten vermittelt den Eindruck, die SPD sei nicht regierungsfähig. Nun zeigt sich, dass es um sie noch schlimmer steht. Sie ist nicht einmal wahlkampffähig.

 

Unbekannten ausgeliefert

Mit Steinbrücks Zustimmung und Rückendeckung und unter seinem Vornamen startete die Düsseldorfer Agentur Steinkühler, die zu Steinbrück private geschäftliche Beziehungen unterhielt, kürzlich ein Blog, das von anonymen Geldgebern finanziert wurde. Die Agentur wollte mit dem Peerblog für Steinbrück Wahlkampf machen. Das Portal wurde am Donnerstag nach nicht einmal einwöchigem Betrieb eingestellt.

Mit dem Peerblog hatten Steinbrück und die Agentur Neuland betreten. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik überließ ein Kanzlerkandidat die Deutungshoheit über sich und seine Politik einer Agentur und verzichtete dabei auf jede Einflussnahme und Mitgestaltung. Steinbrück traut der SPD offenbar nicht zu, seine Anliegen hinreichend zu  kommunizieren.

Damit nicht genug: Das Peerblog wurde von einigen Unbekannten finanziert. In welchem Ausmaß sie Einfluss auf das Blog nahmen, welche Motive sie bewogen, womit sie ihr Geld verdienen, das alles blieb im Verborgenen. Steinbrück behauptet, er kenne die Geldgeber nicht. Sollte das stimmen, hantierte er unglaublich leichtfertig. Er lieferte sich, seine Politik und seine Partei ohne Auflagen völlig Unbekannten aus.

 

Partei entmündigt

Die Behauptung, das Blog arbeite unabhängig von Steinbrück und der SPD, diente erkennbar der Absicht, gesetzliche Vorschriften zu umgehen. Ihr Ziel ist es, Transparenz herzustellen, damit sich die Bürger und Wähler ein Bild von den politischen Kräften machen können, die in der Politik und im Wahlkampf wirken. Der Peerblog blieb intransparent, weil die Agentur mit Steinbrücks Segen die Transparenz schuldig blieb.

Steinbrück und die Agentur hebelten mit dem Blog nicht nur das Parteiengesetz aus, sondern auch die Partei des Kandidaten. Die Agentur betrieb das Blog in Abgrenzung zur SPD und ihren Funktionären, denen das Blog unverhohlen Geringschätzung entgegenbrachte. Die Agentur wollte mit Steinbrücks Billigung nicht nur den Kandidaten profilieren, sondern auch seinen Wahlkampf prägen, eigentlich eine Kernaufgabe der Kandidaten-Partei.

Steinbrücks Blanko-Scheck für die Agentur erweckte den Eindruck, die SPD und ihr Apparat seien entmündigt. Es ist nicht das erste Mal, dass sich die SPD in jüngster Zeit an den Rand gedrängt sieht. Schon bei der Auswahl des Kanzlerkandidaten konnte sie nur zuschauen, wie sich einige autokratisch agierende Funktionäre auf Steinbrück verständigten und ihn der Partei aufzwangen.

 

Dilettantische Beratung

Er repräsentiert nicht die Mehrheit der SPD. Deren Kernanliegen ist die Sozialpolitik, die zu Steinbrücks Profil nicht passt. Die Partei versuchte, ihn an die Kette zu legen. Mit seiner Rede auf dem Nominierungsparteitag erweckte er den Eindruck, den Erwartungen nachzukommen. Doch schon damals beanspruchte er von der Partei Beinfreiheit. Das Peerblog sollte ihm diesen Spielraum verschaffen. Man fragt sich, wer Steinbrück derart dilettantisch berät, und warum niemand eingreift, um ihn zu stoppen.

Nun ist dem Blog die Luft ausgegangen, wie einem Ballon, der angestochen wurde. Zur Begründung nennt die Agentur fortwährende Cyber-Attacken. Gegen solche Angriffe gibt es Schutzmaßnahmen. Den Ausstiegsgrund entlarvt sich als Vorwand, das Blog zu schließen.

Es wurde in den vergangenen Tagen massiv kritisiert. Die Vorbehalte gipfelten in der Aufforderung, es nicht weiter zu beachten, die Suppe sei zu dünn. Viele Äußerungen der Agentur klangen albern und überheblich. Das drohte auf Steinbrück und die SPD abzufärben. Der Imageschaden war längst größer als der Gewinn, den das Blog im Wahlkampf versprach. Die Partei wird auf sein Ende hingewirkt haben.

 

Beispielloser Scherbenhaufen

Fazit: Das Steinkühler-Intermezzo kommt die SPD teuer zu stehen. Steinbrück hat ein Drittel seiner Kandidaten-Zeit hinter sich. Er bescherte der Partei mit seinen Aktionen bisher keinen Umfrage-Gewinn, sondern einen beispiellosen Scherbenhaufen.

Die Union, die bisher noch keinen Wahlkampf machte, kann ihr Glück kaum fassen. Ohne einen Finger rühren zu müssen, kann sie seit Wochen genüsslich zuschauen, wie der SPD-Kanzlerkandidat sich selbst und seine Partei demoliert.

Und die Agentur Steinkühler, die mit dem Peerblog den Wahlkampf revolutionieren und so Geschichte schreiben wollte, geht statt ins Geschichtsbuch nun ein ins Guinness-Buch der Rekorde: mit der Wahlkampfinitiative, die am schnellsten verpuffte.
 
Crosspost von Post von Horn

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