#Bildung

MOOCs: Freier Wissensfluss, flexible Fortbildung

von , 31.1.14

Wer ein bisschen mit offenen Augen durchs Netz geht, begegnet in letzter Zeit an jeder Ecke MOOCs. MOOCs? Ist nicht der Heimatplanet von Alf, sondern die Abkürzung für Massive Open Online Courses – webbasierte Kurse, die oft auch zu journalistischen Themen angeboten werden.

Das Konzept ist einfach: Interessenten registrieren sich auf einer E-Learning-Plattform und haben dann Zugang zum Lernmaterial. Dazu zählen in der Regel fünf Elemente:

  1. Videos, oder besser gesagt Screencasts, in denen die Lehrer ihre Lektionen geben und am Bildschirm die konkrete Anwendung diskutieren
  2. Links zur Hintergrundlektüre
  3. Aufgaben, die die Teilnehmer alleine oder im Team bis zu einem bestimmten Zeitpunkt lösen sollen
  4. Diskussionsforen, in denen die Teilnehmer Fragen an die Lehrer stellen oder sich untereinander austauschen können. Die Teilnehmer geben sich hier oft selbst Feedback, da die Lehrer nicht alle eingereichten Lösungen korrigieren können
  5. Ein Multiple-Choice-Quiz, in dem die Teilnehmer überprüfen können, wie viel sie tatsächlich mitgenommen haben

 

Englisch ist auch bei MOOCs die Lingua franca

Die meisten MOOCs sind auf Englisch und haben keine Teilnehmerbeschränkung. Es können also schon mal mehrere Tausend Teilnehmer aus verschiedenen Kontinenten zusammenkommen. Wegen der unterschiedlichen Zeitzonen der Teilnehmer gibt es meist auch keine Live-Sessions – stattdessen arbeitet sich jeder dann durch die Aufgaben, wenn er/sie gerade Zeit und Lust hat.

Oft ist es auch so, dass von den vielen Eingeschriebenen nur ein Bruchteil alle Aufgaben abliefert. Eigenverantwortung rules: Jeder bestimmt selbst, wann und wie viel er lernen möchte. In den meisten MOOCs gibt es eine Lektion pro Woche. Wer mal keine Zeit hat, kann auch nacharbeiten.
 

Iversity

Iversity, Screenshot

 
Einer der größten Anbieter von MOOCs kommt aus Deutschland: Iversity.org aus Berlin bietet eine Menge interdisziplinärer Kurse an, von denen einige auch für digital versierte Journalisten interessant sind, etwa „The Future of Storytelling” oder „Grundlagen der Web-Entwicklung“. Unter den Dozenten sind zahlreiche Hochschul-Professoren.

Speziell auf Journalisten hat sich das Knight Center for Journalism in the Americas an der University of Texas in Austin konzentriert. Hier gibt es regelmäßig MOOCs zu Themen wie Social Media für Journalisten, Datenjournalismus, Datenvisualisierung, Entwicklung journalistischer Projekte oder Wahlberichterstattung. Die Resonanz war enorm: An insgesamt sieben Kursen nahmen mehr als 27.000 Leute aus über 150 Ländern teil!

Am 3. Februar geht der nächste MOOC zum Thema “Social Media for Journalists” los:
 

 
Unter dem Eindruck des NSA-Abhörwahnsinns hat die Deutsche Welle im Dezember 2013 einen Open Online Workshop zum Thema Digital Safety for Journalists angeboten. Hier gab es zwar auch Live-Sessions, die aber alle aufgezeichnet wurden. Vorteil der Live-Sessions: Die Teilnehmer können die Referenten per Chat direkt befragen.

Und dann ist da noch das European Journalism Center, das für Frühjahr 2014 einen MOOC zum Datenjournalismus angekündigt hat:
 

 
Hier werden absolute Branchengrößen wie Simon Rogers (Einführung), Nicolas Kayser-Bril (Datenanalyse) oder Alberto Cairo (Datenvisualisierung) die wöchentlichen Lektionen geben.

Journalismus wird durch die Digitalisierung komplexer – speziell, was die (visuelle) Aufbereitung anbelangt. Viele etablierte Journalisten fordern mehr Experimentierfreude und mahnen Fortbildung im Umgang mit neuen Techniken und Tools an. Die MOOCs reagieren auf diese Anforderung und geben den Teilnehmern dabei viel zeitliche und inhaltliche Flexibilität. Dieser „Open Education”-Ansatz zeigt, wie wertvoll das Netz für den freien Fluss des Wissens ist.
 
Bernd Oswald ist Autor und Trainer für digitalen Journalismus und bloggt u.a. auf bo. Crosspost von torial.
 

Alexander Lehmann für ©2013 LfM, CC BY-NC-SA
 

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