von Hans Hütt, 24.6.13
Der Rechtsstaat gehört zu den Errungenschaften, die man nur lange und gründlich genug vergessen oder missachten muss, bis er endlich auf der Liste der gefährdeten zivilisatorischen Errungenschaften landet. Nach der Jauch-Sendung von gestern Abend, heute Morgen Thema von Frank Lübberdings Frühkritik, muss man sich allerdings auch fragen, wer dafür verantwortlich ist, dass es für 18.500 registrierte Leiharbeitsfirmen in Deutschland nur 55 Aufseher gibt, die auf sie aufpassen sollen.
Einladung zum Rechtsbruch könnte man das nennen. Oder Beihilfe. Oder billigendes Inkaufnehmen. Oder Kumpanei.
Wenn die gleiche Arbeitsministerin, die auf eine Anfrage der Grünen im Bundestag bescheidet, den von ihnen beanstandeten Sachverhalt sittenwidriger Werkverträge in der fleischverarbeitenden Industrie gebe es nicht mehr, im ZDF-Bericht aus Berlin ihre wie mit Botoxulinum verkleinerten Augen riesenweit aufreißt, um eine “riesige Gerechtigkeitslücke” am Ende ihrer vierjährigen Regierungsverantwortung zu beklagen, dann wissen wir, welche Stunde uns geschlagen hat.
DIE EPISCHE STUNDE DER HEUCHELEI!
Es scheint an der Zeit, dass der Präsident des Europäischen Parlaments einen Beschluss herbeiführt, die EU-Außen-Baronin nach New York zu schicken, damit die Generalversammlung der Vereinten Nationen eine UN-Truppe nach Deutschland in Marsch setzt, um gegen flagrante fortgesetzte Rechtsbrüche vorzugehen und den Rechtsstaat wieder in Kraft zu setzen. Als gehöre es zu den Pflichten der Völkergemeinschaft, den Teutonen bei wiederkehrenden Anfällen der Selbstvergessenheit auf die Finger zu hauen.
Denn tatsächlich erfahren wir ja aus dem Wahlprogramm der Unionsparteien, dass wir in der besten aller Welten leben.
Crosspost von Wieaussieht