von Michael Spreng, 3.12.12
Es gibt gute und schlechte Chefs. Die guten fördern Talente so lange, bis sie potenzielle Nachfolger sind. Sie können sich das erlauben, weil sie selbstsicher und souverän sind. Und sie tun es, weil sie über ihre eigene Zeit an der Spitze hinausdenken.
In der Politik war Helmut Schmidt so einer. Er machte Talente erst zum parlamentarischen Staatssekretär, dann zum Minister, und schließlich ließ er sie in ein schwierigeres Ressort wechseln, um endgültig ihre Kanzlertauglichkeit zu testen. Spitzenpolitik als Lehrbetrieb.
So hat er es mit Hans Apel gemacht, mit Hans Matthöfer, und mit Volker Hauff versucht. Schmidt wollte, dass es mögliche Nachfolger für ihn oder Alternativen zu ihm gibt. Apel und Matthöfer hielt er schließlich für kanzlertauglich. Das heißt nicht, dass er sich überflüssig machen wollte, aber notfalls ersetzbar. Rivalen machten ihm keine Angst.
Und dann gibt es die schlechten Chefs, auch in der Politik. Die ganz anders sind als Helmut Schmidt. Eben nicht souverän. Die herausragende Talente fürchten, statt sie zu fördern.
Man muss nicht lange überlegen, um auf Angela Merkel zu kommen. Sie baut keine potenziellen Nachfolger auf – im Gegenteil. Sie beißt sie weg oder straft sie ab. Die Liste reicht von Friedrich Merz bis Norbert Röttgen. Und bis zu Ursula von der Leyen, die sie zwar für ihren CDU-Modernisierungsversuch brauchte, gleichzeitig aber immer wieder demütigt oder im Regen stehen lässt.
Das Ergebnis ist: Merkel ist nicht mehr ersetzbar. Sie ist, um in ihrer eigenen Spreche zu sprechen, alternativlos.
Auf dem CDU-Parteitag wird es wieder zu besichtigen sein, wenn die Riege ihrer Stellvertreter gewählt wird. Verbrauchte, uncharismatische Männer, eine sich vor schrankenlosem Ehrgeiz selbst im Wege stehende Ursula von der Leyen, und als einziges frisches Talent Julia Klöckner aus Rheinland-Pfalz. Sie muss aber erst einmal in der Provinz beweisen, dass sie Wahlen gewinnen kann.
Dahinter kommt das blanke personelle Nichts. Wolfgang Schäuble ist 70, Volker Kauder konnte es nur im Anpassungssystem Merkel bis zum Fraktionsvorsitz bringen, Peter Altmeier ist bisher nur eine sympathische Windmaschine. Ein Einziger könnte Angela Merkel notfalls im Kanzleramt ersetzen: Thomas de Maizière. Aber Wahlen gewinnen? Dafür ist er nicht der Typ.
Und für den CDU-Vorsitz gäbe es überhaupt keine Alternative. Die wenigen CDU-Ministerpräsidenten sind entweder reine ostdeutsche Regionalfürsten wie Haseloff, Tillich oder Lieberknecht, oder von Abwahl bedroht wie Bouffier in Hessen oder McAllister in Niedersachsen. Und Frau Kramp-Karrenbauer ist mit dem kleinen Saarland voll ausgelastet.
Starke CDU-Oberbürgermeister, wie es Petra Roth in Frankfurt eine war, gibt es auch nicht mehr. Die CDU ist Merkel und sonst nichts (mehr). Und das nach nur sieben Jahren Kanzlerschaft und 12 Jahren CDU-Vorsitz. Selbst bei Helmut Kohl sah es 1998 noch besser aus. Da gab es noch Wolfgang Schäuble, Merkel und eine Reihe politischer Talente, die später Ministerpräsidenten wurden.
Das System Merkel nutzt nur Merkel, nicht der CDU als Partei.
Crosspost von Sprengsatz