#US-Demokratie

Breaking sad #8: Der »Paranoid Style« in der amerikanischen Politik – ein Schlachtbericht

Hitzige Übertreibungen, Misstrauen, Fantasien über Komplott, Intrige, Verschwörung: Über die Jahrhunderte hatten die Amerikaner immer wieder fantasiert, eine – wie auch immer bestimmte – Gruppe jedenfalls un-amerikanischer Verschwörer würde gemein mit fremden, bösartigen Mächten ihr Amerika zerstören.

von and , 3.12.20

Von Donald Trumps Anschuldigungen und Verschwörungstheorien über vermeintlichen Wahlbetrug bis zur Erfindung der Mondlandung und wilden Spekulationen über Aliens und die »Area 51« ist der Weg nicht weit. Misstrauen, Hysterie und Verfolgungswahn haben nicht erst mit dem Noch-Präsidenten Einzug in die US-Politik gehalten.

Am 7. November 2020 versammelten sich in Washington D.C. auf den Treppen des Supreme Court etwas mehr als 100 Unterstützer von Donald Trump zu einer bemerkenswerten Demonstration. Der Präsident selbst war an diesem Samstag nach Virginia gefahren – geflüchtet womöglich vor den »You-are-fired«-Feiern auf den Straßen rund um das Weiße Haus. Eben hatten die Nachrichtenmedien den Sieg Joe Bidens in Pennsylvania verkündet und damit die Entscheidung in der Präsidentschaftswahl. In dieser Atmosphäre machten sich also einige Dutzend Always-Trumper auf zu einem, nun ja, biblischen Marsch: Siebenmal umrundeten sie das Capitol und skandierten religiöse Verse. Gleich den Israeliten, die – folgt man dem Buch Joshua – seinerzeit Jericho umkreisten und die Mauern der belagerten Stadt zum Einsturz brachten. Walls come tumbling down? Vielleicht dachte man auch nur profaner an die Netflix-Erfolgsserie Designated Survivor und malte sich eine fulminante Hauptstadt-Katastrophe aus, die letztlich (abweichend vom Original) nur der Präsident in seinem (Sand-)Bunker überleben würde.

Zur gleichen Zeit gab der persönliche Anwalt Trumps, Rudolph Giuliani, in Philadelphia eine peinliche Pressekonferenz. Die Journalisten waren eingeladen auf den staubigen Parkplatz des Gartencenters Four Seasons Total Landscaping, weitab vom Stadtzentrum, in unmittelbarer Nachbarschaft eines Krematoriums, des »Adult«-Shops Fantasy Island und, wenn man der Straße weiter folgte, auf direktem Weg zur örtlichen Justizvollzugsanstalt. Da lag wohl eine Verwechslung vor. Und weil Giuliani – immerhin einmal als America´s Mayor bekannt – zwar amüsante, aber völlig substanzlose Andeutungen über eine Wahlverschwörung vortrug, erntete der Auftritt nicht nur in den USA reichlich Spott. Allerdings wäre Giuliani nicht Giuliani, wenn er das nicht hätte steigern können. Knapp zwei Wochen darauf (nach Dutzenden abgewiesenen Klagen vor den Gerichten der Swing States) folgte ein Auftritt, der den Spiegel an den irakischen Informationsminister Mohammed al-Sahaf aka »Comical Ali« erinnerte: Der hatte entgegen aller Evidenz während des Irak-Krieges in die internationalen Kameras fabuliert, die US-Truppen würden vor den Toren Bagdads divisionsweise Selbstmord begehen. 

Eine gelungene Analogie: Giuliani demonstrierte – nachgerade als Zusammenfassung des Geschehens nach der Wahl – an diesem 19. November eine historische Posse, eine überbordende Verschwörungstheorie, einen Weltbetrug, an dem China, Kuba, Venezuela, ein bisschen Argentinien, die Antifa, Globalisten, Diktatoren aller Art und natürlich George Soros sowie die Tech-Unternehmen aus dem Silicon Valley beteiligt seien. Auch, irgendwie, ein Netzserver in Frankfurt am Main. Selbst Mickey Mouse habe für Biden gestimmt. Der Raum füllte sich Minute auf Minute mit »fraud«, »crimes«, »scheme«, »steal« und patriotischem Gedenken der Revolutionszeit: »It is the 1775 of our generation«. Und ganz so, als reiche das alles noch nicht, lief ab etwa Minute 15 Giuliani eine dunkle Flüssigkeit kamera-gerecht über die Wangen (wohl ein Haarfärbemittel) – beinahe so, als verblute er, einem dramatischen Skript folgend, in dieser (seiner) ganz speziellen Schlacht für Donald Trump. 

Wie verrückt ist Amerika? Die Frage ist nicht nur erlaubt. Sie hat tatsächlich Geschichte.

Richard Hofstadter und der Paranoid Style

Im Spätherbst 1963, kurz nach dem Attentat auf US-Präsident John F. Kennedy in Dallas, hielt Richard Hofstadter, einer der profiliertesten amerikanischen Historiker, an der Oxford University eine Vorlesung mit dem Titel The Paranoid Style in American Politics. Die Lesung wurde im Jahr darauf im Harper´s Magazin einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht – und hatte sofort gewaltigen Erfolg. Nun erfuhr The Paranoid Style in den Jahren der Präsidentschaft Trump eine kleine Renaissance. Aus gutem Grund: Hofstadter hatte seinen Landsleuten einen Spiegel vorgehalten über – grob gefasst – Verschwörungsfantasien und Wahnvorstellungen, die ihre Politik gelegentlich kultiviere. Der Text gilt heute zwar in Teilen als überarbeitungswürdig, ist aber in seinen Grundzügen nach wie vor intakt und von einiger Relevanz.

Konkreter Anlass der Analyse war die Nominierung von Senator Barry Goldwater zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner 1964. Für Hofstadter war diese Kandidatur (und der dazugehörige Wahlkampf) Ausdruck des wachsenden Einflusses von Verschwörungstheorien und abseitigen Vorstellungen, die zwar als bekannt galten, bis dahin allerdings als marginale, rechtsextreme Randphänomene ohne Aussicht auf Erfolg betrachtet worden waren. Entgegen seiner Erwartung aber fand Hofstadter nicht nur vereinzelte ultrakonservativ-überdrehte Anwandlungen des Konspiratismus. Vielmehr diagnostizierte er seinem Land einen fast schon traditionellen, wenngleich in Episoden auftretenden Hang zu Irrationalität und Paranoia – und zwar im linken wie im rechten politischen Spektrum (dort allerdings stärker).

Paranoid Style? »(N)o other word adequately evokes the sense of heated exaggeration, suspiciousness, and conspiratorial fantasy that I have in mind.« (Hofstadter, Richard (2008). The Paranoid Style in American Politics. New York, S. 3.) Hitzige Übertreibungen, Misstrauen, Fantasien über Komplott, Intrige, Verschwörung. Die römische Kirche, bayerische Illuminati, Freimaurer, Sklavenhalter, Sklavenbefreier, Mormonen, Marxisten, Hollywood, Wall Street und viele mehr: Über die Jahrhunderte hätten die Amerikaner immer wieder fantasiert, eine – wie auch immer bestimmte – Gruppe jedenfalls un-amerikanischer Verschwörer würde gemein mit fremden, bösartigen Mächten ihr Amerika zerstören. Das findet sich natürlich in der Revolution und endete auch nicht mit McCarthy oder der (sehr) rechtslastigen John Birch Society, die Ende der 1950er Jahre glaubte, Präsident Eisenhower sei gar nicht der golfspielende, wirtschaftsfreundliche Republikaner, für den ihn viele hielten, sondern ein übler Agent der Kommunisten. Die Liste solcher Vorstellungen ist lang (und die John Birch Society noch immer aktiv). Während in einem klinischen Sinn »Paranoia« eigentlich meint, dass sich einzelne Menschen verfolgt fühlen, geht es hier immer um die Nation, die Kultur, das Land, die Idee Amerikas: Lady Liberty höchstselbst in einem melodramatischen Kampf Gut vs. Böse. »(A) vast and sinister conspiracy, a gigantic and yet subtile machinery of influence set in motion to undermine a way of life.« (Hofstadter 2008: 4) Entsprechend kleidet sich – deshalb Style – diese Paranoia in patriotische Gewänder und moralischer, rigider, ebenso selbstgewisser wie aggressiver Entrüstung, die keine Kompromisse kennt, ja keine Kompromisse kennen darf. 

Area 51? Die Fake-Mondlandung (später)? Hofstadter analysierte nicht vereinzelte Spinner, sondern einen politisch wirksamen und immer wieder auftauchenden Politikstil »normaler« Amerikaner: »It is the use of paranoid modes of expression by more or less normal people that makes the phenomenon significant.« (Hofstadter 2008: 39) Es wäre schon spannend zu hören, was Hofstadter, der zweimal den Pulitzer-Preis gewann und 1970 jung verstarb, zu sagen hätte zum gegenwärtigen, massenhaften Widerstand gegen Vernunft und Realität, zur »Normalität« alternativer Fakten, zu Fox News, den Filmen von Stephen Bannon, Breitbart.com, der Birther-Kampagne gegen Barack Obama und den gigantischen Wahlbetrug, den das rechtskonservative Amerika derzeit propagiert. Womit wir bei The Donald wären.

Die Psyche des Präsidenten

Zweifellos ist Donald Trump der am häufigsten per Ferndiagnose »untersuchte« Präsident der USA. Obwohl das Berufsethos es eigentlich verbietet, häufen sich seit der Ankündigung seiner Kandidatur besorgte Stimmen aus dem Kreis der US-Psychologie. Wenn es also nicht so ernst wäre, könnte man die Präsidentschaft von Trump als tägliche Groteske und Charakterschau beschreiben. Seine Amtszeit wurde begleitet von national wie international beispiellos kritischen Besprechungen der Motive, Handlungen und Auffälligkeiten eines US-Präsidenten. Unprecedented avisiert zum Standard einer ganzen Regierungsperiode. Ein Abgang mit derlei Getöse: an und für sich nur konsequent.

Dass Trump wichtige Eigenschaften fehlen, von denen man bislang glaubte, dass sie der Regierungschef eines demokratischen Staates besitzen müsse – daran zweifelt zumindest im liberalen politischen Spektrum niemand mehr. Im Laufe der Jahre häuften sich die Expeditionen in die Tiefen seiner Persönlichkeit. Eine Konstante seiner Präsidentschaft wurde dann auch das Field Manual der US-Armee, oder jedenfalls Abschnitte: Seit 2017 wurde verschiedentlich daraus zitiert, genüsslich gelegentlich. Denn Trump mangelt es offenbar an allen Eigenschaften, die dort aufgeführt werden; Eigenschaften, die ein guter Offizier haben sollte: »Trust, discipline, critical thinking, self-awareness, empathy.« (Johnston, David Cay (2018). It’s Even Worse Than You Think. What the Trump Administration Is Doing to America. New York u. a.: Simon & Schuster, S. 258.)

Die Frage steht im Raum, woher die ungeheure Unterstützung rührt. Man muss schon einmal daran erinnern: Immerhin etwa 74 Millionen Amerikaner*innen haben sich 2020 für Trump entschieden. Eine historische Zahl. Fraglich, ob all diese Wähler*innen sozusagen aus Furcht vor dem anderen Lager keinen anderen Ausweg mehr sahen. Darüber hatte man auch 2016 gerätselt – und in der Tat wurden dann wochenlang Waffennarren, ratlose Farmer oder frustrierte Stahlarbeiter als Trump-Wähler seziert. Das mag zwischenzeitlich vielleicht ein »erschöpftes Genre« sein (Lütjen, Torben (2020). Amerika im kalten Bürgerkrieg. Wie ein Land seine Mitte verliert. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 10). Aber seine Wähler*innen sind es ganz gewiss nicht.

Die »Ja, aber«-Präsidentschaft 

Denn Trump hat sehr wohl auch »geliefert«. Nicht unbedingt policies. (Ein paar erfolgreiche Politikentscheidungen gab es sicher auch, jedoch nicht wirklich in relevantem Umfang.) Ihm gelang aber das Kunststück, aus den Anforderungen eines eigentlich an rationaler Performanz orientierten Amtes eine freundliche, Dummheiten belächelnde »Ja, aber«-Präsidentschaft zu machen. Lügen? Oder gar Bullshit? Selbst für den täglichen Unsinn sensible Amerikaner*innen fanden ihren Grund, dem Präsidenten dennoch die Fahne zu halten. Die gute Nachricht: Wahrscheinlich ist Amerika nicht verrückter als vor zehn Jahren. Die schlechten Nachrichten: Das Land ist so verrückt wie vor zehn Jahren und hat sich nun von seiner Paranoia auf höchster Ebene überwältigen lassen. 

Das funktioniert von Beginn an als Verschwörungsmythos: Russland? Allein eine Kabale frustrierter Bürokraten, die sich gegen seine Präsidentschaft und damit ihr Amerika (wie es wieder werden sollte) verschworen hätten. Dieser Deep State wird später streckenweise für die Covid-Pandemie verantwortlich gemacht; jedenfalls findet sich immer ein Motiv, wirklich immer, den täglichen Merkwürdigkeiten des Präsidenten mit einer gewissen Radikalität gegenüber den Democrats oder anderen bösartigen Eliten zu begegnen. Aus einer europäischen Perspektive klinken sich beinahe unweigerlich fiktionale Szenarien des paranoid style in die Betrachtung der US-amerikanischen Gegenwart ein. Ein Manchurian Candidate im Weißen Haus? Stimmen Fletcher´s Visionen vielleicht doch? Oder sind die Machenschaften der Familie Underwood doch mehr als nur ein House of Cards? Vielleicht illustriert der große Erfolg solcher Interpretationsangebote der Populärkultur einfach nur die Hofstadter-Diagnose aus den 1960er Jahren?

Doch schiebt man all den Nebel der politischen Schlachtengemälde beiseite, so beweist sich dieser an die Tradition der Paranoia angelehnte Plot Against America als überaus schlichte Strategie. Sogar als No-Brainer: »I want my country back« (oder MAGA). Darunter kann nun wirklich jede*r – und zwar ohne jeglichen kognitiven Umstand – alles einsortieren. Und im Effekt ist das, offen gestanden, inzwischen eine nur noch mager als Patriotismus verkleidete Feindbildkommunikation. So auch der Wahlkampf 2020 mit seiner Law-and-Order-Strategie. Derart arbeiteten sich die Republikaner angesichts irgendeiner Alternative ohne jede Scham (und ohne Wahlprogramm) in ihren Reden, Spots und Social-Media-Filmchen an den radical left (Demokraten), an der Antifa (Demokraten), an den socialists (Demokraten) ab, die das Land plündern und einer neuen Form des Kommunismus zuführen würden. »RIGGED ELECTION?« In diesem Umfeld kann das nur richtig sein.

Das System der Validierung 

Allerdings bedarf es immer noch eines Systems öffentlicher Validierung, einer permanenten Bestätigung, dass man mit dieser radikalen Frontstellung richtig liegt und sich nicht in einer (moralischen) Sackgasse festfährt. Noch in den späten 1960er Jahren war es gelegentlich rhetorischen Kampagnen-Reden vorbehalten, hier und da von den böswilligen liberal media zu sprechen – und von deren hidden agenda. Das ernsthaft und in epischer Breite zu behaupten, hätte damals bald den Vorwurf der Seltsamkeit eingebracht. Heute ist man davon weit entfernt: »Today conservatism has arrived in that dark place.« (Frank, Thomas (2004). What’s the matter with Kansas? New York, S. 135.) Die vorhin skizzierten Effekte des popkulturellen Begleitwerks leistet dazu einen eigenen Beitrag – doch muss der aufklärerische Gestus eines liberal entertainment angesichts der politischen Polarisierung wohl erfolglos bleiben. Ganz gleich, wie perfekt die Darbietungen von Alec Baldwin (als Donald Trump), Jim Carrey (als Joe Biden) oder Kate McKinnon (als Rudy Giuliani) auch sein mögen – als »politisches Theater« oder gar als »moralische Anstalt« können ihre Auftritte auf der US-amerikanischen Schaubühne der 2020er Jahre nicht wirken.

Spätestens mit der Präsidentschaft Barack Obamas beweist sich das rechtskonservative Medien-Ökosystem als Katalysator der amerikanischen Paranoia. Um nicht missverstanden zu werden: Es gibt sicher Gründe, konservative, republikanische Ansichten zu verfolgen und entsprechend zu wählen. Aber ein nicht kleiner Teil des gegenwärtigen »Selbstgesprächs« der amerikanischen Gesellschaft ist toxisch fixiert darauf, das Ende des Landes sei nahe, wenn die andere Seite an die Macht käme. Dieses Gefühl speist sich aus dem Geschäftsmodell der Tribal News, der Stammes-Nachrichten. Sie zeigen und belegen dem Land in einer immer steiler werdenden Aufwärtsspirale: Du bist nicht allein und ja, es gibt Anlass, misstrauisch und wütend zu sein. Stay tuned. 

Dazu muss man nicht nur an Fox News denken. Oder an den recht radikalen Radio-Talker Rush Limbaugh. Hinzu kommen Sender wie Newsmax oder One America News, Netzseiten wie Gateway Pundit oder, schon erwähnt, Breitbart.com im Verbund mit tatsächlich Hunderten von kabel- oder netzgestützten (Des-)Informationsplattformen, Youtube-Kanälen, Podcasts und mehr: Der Präsident, sein Land, seine Republikaner und seine Medien vergewissern sich in einem sich gegenseitig verstärkenden (und dabei gegenseitig zitierenden) Validierungssystem seit Jahren schon ihrer eigenen, exzeptionellen Rolle als Freiheitskämpfer. Und natürlich hat Trump die Wahl in einem landslide victory gewonnen. Es darf ja gar nicht anders sein.

Die gute Nachricht zum Schluss

Die gute Nachricht zum Schluss: Nicht ganz Amerika ist verrückt. (Auch nicht annähernd, zugegeben.) Die präsidentielle Truman-Show löst sich tatsächlich Stück für Stück auf – die USA funktionieren dann eben doch nicht wie eine gigantische Fernseh-Show für ein audience of one (James Poniewozik), die zur Unterhaltung einer einzelnen Person aufgeführt wird. Sie löst sich auf, auch und gerade vor den Bezirks- und Bundesgerichten, in den Wahlkommissionen. Die Ratifizierung der Wahlergebnisse auch in umstrittenen Bundesstaaten wie Pennsylvania, Wisconsin oder Georgia beweist: Nicht alle Trump-Wähler sind der Überflutung mit hochtoxischer Des-Information erlegen, auch nicht alle republikanischen Amtsträger.

Allerdings weiß man noch nicht, mit welchem Preisschild diese Präsidentschaft ausgeliefert wurde. Wie sehr sind die demokratischen Institutionen und das Vertrauen in sie wirklich beschädigt worden? Gibt es nachhaltige Effekte von Trumps Feldzug gegen den Washingtoner Polit-Sumpf (Drain the Swamp!)? Wozu ist die Regierungs-Bürokratie nach vier Jahren Aushöhlung (Democratic Deep State!) noch in der Lage? Es bleiben Zweifel: Ist das Kokettieren mit Betrug und Intrige nicht doch ein Cliffhanger der Trump-Show und steht 2024 vielleicht doch ein Sequel an? Interessant könnte das werden, vielleicht lustig. Denn momentan geriert sich Trump wie ein Fernsehregisseur, der eine verrückte Szene an die andere reiht und seinen ganz speziellen Sinn für Unterhaltung einem Land aufzudrücken sucht. Einem Land, das sich mehrheitlich einer anderen Serie zugewandt hat: einem Format, endlich, das sich weit weniger der fiktionalen Idee Amerikas verschrieben hat. Autumn is coming.



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