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Rätsel um Mikrofon gelöst: WDR bestätigt Beitrag über Preisverleihung an Haribo-Chef

von , 27.1.10

Als Journalist hatte ich schon oft mit dem WDR zu tun. Nicht selten lässt sich der Sender viel Zeit, wenn es darum geht, kritische Fragen zu beantworten. Als ich für diesen Carta-Beitrag Ende September um eine Stellungnahme bat, ließ die Antwort der WDR-Sprecherin Annette Metzinger zehn Tage auf sich warten und trudelte erst ein, nachdem der Blogbeitrag längst veröffentlicht war. So nun auch bei diesem Beitrag, der sich mit der Deutschen Welle (DW) und dem Gummibärchen-Hersteller Haribo beschäftigt.

Die Deutsche Welle hatte überraschend häufig über Haribo und seine Produkte berichtet, unter anderem mit diesem Radiobeitrag. Die Ankündigung eines DW-Extras enthielt einen Satz, der sich Wort für Wort mit einem Satz aus einem PR-Text von Haribo deckt. Nach den Richtlinien der Deutschen Welle für Werbung und Sponsoring ist die Erwähnung oder Darstellung von Produkten nur zulässig, “wenn und soweit sie aus journalistischen oder künstlerischen Gründen, insbesondere zur Darstellung der realen Umwelt, zwingend erforderlich ist”.

Gleichzeitig stellte die Welle Räumlichkeiten in ihrem Funkhaus zur Verfügung, als dem Haribo-Chef Hans Riegel der “Bröckemännche Preis 2006” verliehen wurde – von einem Verein, dem der Haribo-PR-Chef ebenso angehört wie der Leiter der DW-Unternehmenskommunikation.

Auf einem Foto auf dieser Seite des Vereins Bonner Medien Club (BMC) ist ein blaues Mikrofon mit der Aufschrift “WDR” zu sehen. Auf Anfrage wollte der WDR, der fünf Mal eine Dokumentation mit dem Titel “Die Haribo-Saga – Siegeszug eines Goldbären” ausstrahlte, keine Auskunft darüber geben, ob man über die Preisverleihung an den Haribo-Chef berichtete. Die WDR-Pressesprecherin Annette Metzinger hatte auf eine Anfrage vom 28. Dezember 2009 am 8. Januar 2010 mitgeteilt: “Die Beantwortung Ihrer Anfrage ist in Arbeit. Allerdings benötigen wir noch etwas Zeit. Wir melden uns sobald wie möglich bei Ihnen.” Am 21. Januar erschien der Carta-Beitrag, gestern kam Metzingers Antwort. Offenbar hatte man nach 29 Tagen beim WDR nun die Zeit gefunden.

In Ihrer Antwort bestätigt die WDR-Sprecherin, dass die Lokalzeit Köln am 16. Januar 2006 über die Verleihung des “Bröckemännche Preises” berichtete, “in der Länge von 2:36” Minuten. Der Haribo-Chef Hans Riegel sei “in dem Stück portraitiert und die Geschichte des Unternehmens Haribo” behandelt worden. “Der Bröckemännche-Preis ist ein regional-relevantes Thema, über das der WDR regelmäßig berichtet”, erklärt Metzinger den Grund für den Bericht. Diesen sucht man auf der WDR-Seite vergeblich. Allerdings findet sich dort ein Bericht aus dem Jahr 2009, in dem die WDR-Intendantin Monika Piel in der Deutschen Welle den Preis erhielt. Wieviele Mitarbeiter des WDR bei der Verleihung an den Haribo-Chef vor Ort waren, konnte Metzinger nicht sagen:  “Dies ist uns nicht bekannt, da der WDR nicht Veranstalter der Bröckemännche-Verleihung ist”. Auch die Namen der damaligen Autoren des Beitrags nannte Metzinger nicht. Nach Carta-Recherchen handelt es sich bei diesen um zwei Journalisten aus Bonn. Einer von ihnen ist ebenfalls Mitglied des Bonner Medien Clubs, der dem Haribo-Chef den Preis verlieh.

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