#Landtagswahl

Schleswig-Holstein: Das Beste am Norden

von , 8.5.12

Oft wird dieses reizende Flachland von Auswärtigen als Langeweile zwischen den Meeren verspottet. Dabei gab es bei dieser Landtagswahl zwei ausgesprochen temperamentvolle Spitzenkandidaten – gemessen an der landestypischen Marmeladen-Mentalität.

Wir vergleichen jetzt mal die Wahl vom letzten Sonntag mit der Landtagswahl von 2009. Da sich die Zahl der Wahlberechtigten in dieser Zeit nicht signifikant verändert hat, ist ein Vergleich durchaus sinnvoll.

Statt 1,6 Millionen Bürger – wie 2009 – gingen im Mai 2012 nur gut 1,3 Millionen zur Wahl. Aus diesem Grund haben alle Parteien – mit Ausnahme der Piraten und der Familienpartei – verloren, gemessen an der Zahl der tatsächlich erreichten Stimmen. Die absoluten Stimmen sind bei Wahlen besonders aussagekräftig, weil sie das aktive politische Bekenntnis zu einer bestimmten Partei widerspiegeln. Hier die absoluten Zahlen:

  • Die FDP, die von der ARD als große Gewinnerin ausgerufen wurde, verlor weit mehr als die Hälfte ihrer Wähler. Wurde sie 2009 noch von 239338 Menschen angekreuzt, so taten dies am vergangenen Sonntag gerade noch 108902. Erfolg sieht anders aus.
  • Der Rückgang bei der CDU beträgt ungefähr 20 Prozent. Statt 505000 kreuzten diesmal nur 408000 Personen die Christdemokraten an.
  • Die Grünen verloren etwa 25000 Stimmen, die SPD 4000, der SSW 8700.
  • Dramatisch ist der Abgang bei den Linken. Ihre Wählerschaft reduzierte sich um zwei Drittel von 95 764 Personen auf 29 868.
  • Auch die NPD und die Freien Wähler verloren deutlich an Zuspruch.
  • Die Piraten dagegen hatten ein Plus von etwa 80000 Wählern und vervierfachten damit ihre Stimmenzahl (die Familienpartei gewann nur wenige hundert hinzu). Was die Linken an Protestwählern verloren haben, gewannen die Piraten hinzu.

Die Euphorie der Küsten-Piraten ist also verständlich. Erstmals sollen sie indirekt an einer Landesregierung beteiligt werden. Sie wollen Torsten Albig als künftigen Oberpiraten tolerieren. In Schleswig-Holstein wird das vermutlich niemanden groß aufregen, denn an der Küste stammen wohl eh die meisten von den Piraten ab.

 

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