#Bundesumweltministerium

Röttgens Intermezzo mit Audi-quattro

von , 26.9.10

Als Anfang September die Spitzen der Koalition im Kanzleramt über die AKW-Laufzeiten berieten, wartete Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) mit einem ganz besonderen Gefährt auf. Der Minister und seine Entourage fuhren mit einem angemieteten Audi quattro am Trillerpfeifenkonzert der Demonstranten vorbei auf das Kanzleramtsgelände. Normalerweise tragen die Dienstfahrzeuge von Bundesministern ein Berliner Kennzeichen, doch die Staatskarosse des aus NRW stammenden Ministers Röttgen trug ein Ingolstädter Kennzeichen. In der bayerischen Donau-Stadt hat auch der Eigentümer der Limousine, die Audi AG, ihren Sitz.

Auf Anfrage erklärte das Bundesministerium für Umwelt (BMU), Röttgen nutze seit kurzem einen AUDI A 8 L 4.2 TDI quattro und einen AUDI A 8 L 3.0 TDI quattro „auf Mietbasis“ – einen für den Bonner Hauptsitz des Ministeriums, einen für Berlin. Röttgen werde „noch in diesem Monat zwei Dienstwagen der Marke AUDI A 8 3.0 TDI (einen für Bonn, einen für Berlin) erhalten“, so die BMU-Pressestelle. Diese beiden Fahrzeuge werden dann geleast sein, „Leasinggeber ist die AUDI AG“, erklärt das Umweltministerium.

Für die Übergangszeit vom 23. Juli bis zur Übernahme der beiden neuen Limousinen, die in diesen Tagen erfolgen soll, mietete das Röttgen-Ministeriums eigens die beiden genannten Audi A8 quattro in Langversion an. Offenbar war es den Ministerialen nicht möglich, die Laufzeit der Leasingsverträge der neuen Dienstwagen dann starten zu lassen, wenn die der alten ausläuft. Die beiden von Röttgen übergangsweise genutzten Fahrzeuge kosten bei einer Neuanschaffung 95.800 Euro bzw. 79.900 Euro, ein AUDI A 8 3.0 TDI, wie ihn Röttgen als reguläres Dienstfahrzeug erhalten wird, hat einen Grundpreis von lediglich 72.200 Euro.

Zu der Frage, warum man sich für die Übergangszeit für die vom Anschaffungspreis her teureren Modelle der Reihe „quattro“ in Langversion entschied, wollte das Ministerium auf Anfrage hin keine Stellung beziehen.

Bisher nutzte der Bundesumweltminister „Limousinen des Typs Mercedes S 400 HYBRID“. Um wieviele Limousinen es sich dabei handelte, wollte das Umweltministerium ebensowenig mitteilen.

Interessant ist auch folgender Umstand: Das Ministerium von Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) hat wie Röttgens Ministerium zwei Sitze – jeweils in Bonn und Berlin. Im Gegensatz zu Röttgen, dessen Wahlkreis der Bonn umschließende Rhein-Sieg-Kreis ist, nutzt Aigner jedoch die Fahrbereitsschaft ihres Ministeriums, wenn sie in Bonn ist, und benötigt hierfür nicht wie Röttgen eine gesonderte Limousine.

Selbst in der Bundesverwaltung ist man skeptisch ob so großer Staatskarossen für Minister. „Kleiner geht’s nicht?!“, so ein Beamter aus dem Geschäftsbereich des Bundesumweltministeriums zu Röttgens Dienstwagen.

Röttgen konkurriert zur Zeit mit dem früheren NRW-Integrationsminister Armin Laschet um den CDU-Vorsitz im wichtigen Bundesland NRW. In seinem Wahlkampf sagte Röttgen vor CDU-Basismitgliedern, er stehe für eine “christdemokratische Politik aus einem Guss”. Böse Zungen könnten meinen, er habe sich mit dem Wort “Guss” auf Fahrzeugkarosserien bezogen.

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