#Bundesumweltministerium

BMU: Mit einigen Tonnen CO2 für mehr Klimaschutz

von , 26.8.10

In der Berliner Torstraße prangt in diesen Tagen ein Großplakat mit einem “dicken Dankeschön” an alle Radfahrer und Fußgänger. Dieses Dankeschön kann offenbar gar nicht groß genug sein – und hell genug kann es nachts dem Augenschein nach auch nicht sein. Das Plakat wird von 16 Scheinwerfern mit jeweils 400 Watt beleuchtet. Das strahlende Dankeschön verbraucht folglich rund 6,4 Kilowatt.

Strahendes Dankeschön für die Fußgänger und Radfahrer: 3,5 bis 4 Tonnen CO2 in der Kampagnenlaufzeit.

Diese energieintensive Werbeform verwundert umso mehr, wenn man genauer betrachtet, wer hier zu welchem Zweck wirbt: Das Bundesumweltministerium höchstselbst nämlich propagiert hier im Rahmen einer Kampagne “Kopf an” mehr energie- und CO2-sparendes Verhalten. Für die frohe klimaschonende Botschaft nimmt das Ministerium dann auch die Freisetzung von ein paar Tonnen CO2 in Kauf, wie es Carta gegenüber freimütig einräumte.

Der Strom für die Plakate stammt nach Aussage des Umweltministeriums nicht aus CO2-neutraler Produktion. Die leuchtenden Plakate in fünf Städten würden daher im Rahmen der Kampagne rund 3,5 bis 4 Tonnen CO2 ausstoßen. Dies sei ein “vertretbarer Einsatz” des Klimagases.

Nicht einmal für Klimaschutz lässt sich klimaneutral werben, scheint man sich im Ministerium zu denken – und erklärte uns:

Durch die Buchung der Plakate über einen zentralen Werbemittelanbieter haben wir leider keinen Einfluss auf den lokalen Stromanbieter.
Nimmt man daher den deutschen Strommix als Grundlage, würden durch dieses und einige andere im Rahmen der Kampagne eingesetzten Großplakate bei einem Stromverbrauch von 5.000 bis 7.000 kWh über die Kampagnenlaufzeit 3,5 bis 4 Tonnen CO2 ausgestoßen.
Die CO2-Ersparnis durch die Kampagne lag – basierend auf einer vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie ausgewerteten Forsa-Befragung – allein im letzten Jahr bei 13.600 Tonnen CO2 in den vier teilnehmenden Städten insgesamt. Dieses Jahr läuft die Kampagne zeitgleich in fünf Städten. Im Vergleich dazu erscheinen uns die 3,5 bis 4 Tonnen CO2 ein vertretbarer Einsatz.

Auf die Idee, die Plakate einfach klimafreundlich nachts nicht zu beleuchten, ist im Umweltministerium – trotz aller “Kopf an”-Appelle – offenbar niemand gekommen. Statt auf eine Minimierung der Klimagase setzt das Ministerium auf eine Maximierung seiner Werbebotschaft. So kann man Klimaschutz natürlich auch relativieren.

Zustimmung, Kritik oder Anmerkungen? Kommentare und Diskussionen zu den Beiträgen auf CARTA finden sich auf Twitter und auf Facebook.