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Leichtes Spiel für Schwarz-Gelb

von , 17.8.13

Es läuft extrem gut für Angela Merkel. Ihre Bescheidenheit, ihre Beständigkeit, ihre Unaufgeregtheit beeindrucken all jene, die unter Politik vor allem das gefilterte Auftreten von Personen im Fernsehen verstehen. Dagegen ist die aggressive Kampagne zugunsten der Regierungskoalition – aus Mangel an schwarzgelben Inhalten – ein lupenreines negative campaigning gegen Rot-Grün. Die Spindoktoren halten beide Teile der Doppelstrategie sorgsam auseinander: hier die solide Kanzlerin, dort der politische Sumpf.

Und dieser Sumpf ist Rot-Grün. Die Ausschaltung des Projekts Rot-Grün erfolgte in drei Stufen:

 

Stufe 1: Rot-Grün ist abgehoben und von vorgestern

Nach ihrem Parteitag im April 2013 werden die Grünen zunächst als Steuererhöhungspartei gebrandmarkt (= Branding). Peer Steinbrück wird mit seinen Nebenbemerkungen zum Kanzlerinnengehalt, zu Weinpreisen und Vortragshonoraren als unpolitisch, ungeschickt und weltfremd geoutet. Das Kompetenzteam der SPD wird zum letzten Aufgebot von vorgestern.

 

Stufe 2: Rot-Grün ist verkrampft und verlogen

Nun werden die Grünen mit den Lebenslügen aus ihrer Frühzeit kontaminiert: Sex mit Kindern. Und aus der SPD werden Streit und Zerwürfnisse lanciert (Steinbrück-Gabriel, Gabriel-Steinmeier, Nahles-Müntefering). Die Troika erscheint zerstritten. Kann man solchen Leuten Deutschland anvertrauen?

 

Stufe 3: Rot-Grün bereitet insgeheim die Diktatur vor

Die Grünen werden als moralinsaure Vegetarier vorgeführt: Deutsche Arbeiter, die Ökos wollen euch eure hart verdienten Rinder-Keulen wegnehmen. Die Lehrerpartei der Miesmacher will uns eine Ökodiktatur verordnen: Tempo 30 auf Autobahnen und Fleischverbot in den Werkskantinen. Und was machen Gabriel und seine linken Genossen? Klammheimlich ebnen sie den Weg für Rot-Rot-Grün. Unmittelbar nach der Wahl soll auf einem Parteikonvent die öko-sozialistische Machtübernahme erfolgen.

Rot-Grün ist damit etikettiert. Zwar ist das negative campaigning ziemlich durchsichtig, aber die Journalisten merken es nicht und suhlen sich lieber – wie Lutz Hachmeister treffend bemerkt – in der „müden Suppe“ ihrer Publizistik. Sie ziehen aus dem Vorwahlkampf nur einen Schluss: Für Rot-Grün reicht es nicht.

 

Der Hauptwahlkampf

Und so kann in der Hauptphase des Wahlkampfs – in Dutzenden von Talkshows und Wahl-Interviews – die letzte Stufe zur Zermürbung von Rot-Grün gezündet werden. Man wird den rot-grünen Kandidaten – beim Blick auf die Umfragewerte – immer wieder die gleiche inhaltsleere Frage stellen: „Was ist Ihre Alternative, wenn Rot-Grün nicht klappt? Schwarz-Grün? Große Koalition?“ Derart bedrängt werden die befragten Kandidaten ihre immer gleichen, ermüdenden Antworten abspulen. Und niemand wird ihnen glauben.

Leichtes Spiel für Schwarz-Gelb.

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