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Into the Mild: Mit wem kann man am besten über die Rundfunkgebühren diskutieren?

von , 6.5.14

Anna Terschüren war mal Verwaltungs-Mitarbeiterin beim Norddeutschen Rundfunk. Nebenbei verfasste sie ihre Doktorarbeit, die von den Hochschul-Prüfern mit dem Prädikat Summa cum laude ausgezeichnet wurde. Zentrales Ergebnis der im Mai 2013 bekannt gewordenen Arbeit: Die Haushaltsabgabe ist verfassungswidrig. Und die Rundfunkanstalten bekommen viel zu viel Geld.

Maren Müller, eine engagierte Bürgerin aus Borna in Sachsen, initiierte im Januar 2014 eine Online-Petition gegen den ZDF-Talkmaster Markus Lanz und erhielt innerhalb kürzester Zeit mehr als 230.000 Unterschriften. Mittlerweile hat Müller auch eine „Ständige Publikumskonferenz der öffentlich-rechtlichen Medien“ ins Leben gerufen, einen Verein kritischer Beitragszahler, dessen Aufgabe es ist, den Rundfunkanstalten auf die Finger zu schauen und die Kritik der Zuschauer zu bündeln.

Zu Jahresbeginn wurde außerdem darüber gestritten, ob die geplante Kürzung der monatlichen Rundfunkgebühren um sage und schreibe 48 Cent nicht besser unterbleiben solle, um das Geld in die Produktion innovativer Inhalte zu stecken.

 

Wende um 180 Grad

Dieses zivilgesellschaftliche Aufbegehren gegen behauptete Fehlentwicklungen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten wollte Carta zum Anlass nehmen, zusammen mit Maren Müller und Anna Terschüren über mögliche Alternativen zum herkömmlichen System zu diskutieren, und zwar auf der re:publica 2014. „Wie“, so die Leitfrage der geplanten Diskussion, „könnten die Rundfunkgebühren anders und besser verteilt werden?“ Moderieren sollte das Gespräch Carta-Mitherausgeber Leonard Novy. Mit auf dem Podium sitzen sollte Carta-Redakteur Ilja Braun.

Doch dann passierte Folgendes: Der Vorbereitungskreis der re:publica reichte das Thema intern an die Planer der gleichzeitig stattfindenden Media Convention Berlin weiter. Dort hieß es, man bereite eine ganz ähnliche Veranstaltung vor, man könne ja vielleicht zusammenarbeiten. Für das Podium wolle man aber zwei andere Gäste gewinnen: Malu Dreyer, die Vorsitzende der Rundfunkkommission, und Dagmar Reim, die Intendantin des RBB.

Das heißt, die Media-Convention Berlin wollte die Verwendung der Rundfunkgebühren nicht mit den System-Kritikerinnen Maren Müller und Anna Terschüren diskutieren, sondern mit zwei Repräsentanten des Systems.

Eine Woche später lauteten die erwünschten Gäste dann: Peter Voss (Ex-Intendant des SWR), Lutz Marmor (ARD-Vorsitzender) und Malu Dreyer (Vorsitzende der Rundfunkkommission).* Einen Vertreter von Carta hätte man als Zugeständnis mit aufs Podium gelassen. Man wolle, hieß es, das Thema „auch gern sehr kritisch“ diskutieren, „aber lieber auf der Ebene der Entscheider.“ Angefügt ist der unmissverständliche Satz: „Es tut uns leid, dass wir Frau Müller und Frau Terschüren nicht unterbringen konnten, aber die o.a. Runde würde mit den beiden nicht zustande kommen.“

Carta lehnte dankend ab.

 
*Mit der erhofften Entscheider-Prominenz hat es dann aber doch nicht ganz geklappt. Jetzt ist das Veranstaltungs-Podium der Media Convention mit Dr. Carsten Brosda (Hamburgs Medienbevollmächtigter), Marc Jan Eumann (NRW-Staatssekretär), Thomas Frickel (AG Dok), Prof. Dr. Hermann Rotermund (Universität Lüneburg), Patricia Schlesinger (NDR-Programmbereichsleiterin) und Jo Schück (Moderation, ZDF) besetzt (Termin: 7. Mai, 11:15 Uhr).
 

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