#Fast Flip

Google Fast Flip: Ein Kaninchen für die Verlage

von , 15.9.09

Google ist wie ein Magier, der ständig neue Kaninchen aus seinem Hut zaubern und diese auch wieder verschwinden lassen kann. Der neueste Trick: Google Fast Flip, eine Nachrichtenseite, die wie ein gedrucktes Magazin funktioniert. Man kann durch die Seiten blättern und bekommt beinahe eine Art “Printfeeling”, da alle Inhalte vorgeladen werden und damit das Blättern sehr schnell vonstatten geht.

Dass Fast Flip leider doch kein echtes Magazin ist, merkt man spätestens beim Lesen eines Artikels. Dieser wird nämlich nicht vollständig angezeigt: Um ihn ganz zu lesen, muss man einem Link auf seine Quelle folgen und landet dann auf den normalen Seiten etwa der New York Times oder der Washington Post.

Rund 40 amerikanische Verlage sind an diesem Versuch beteiligt. Sie steuern dabei nicht nur ihre Inhalte bei, sondern sind auch an den Werbeeinnahmen beteiligt. Über die Aufteilung dieser Einnahmen ist noch nichts Genaues bekannt. Offen ist auch, ob Fast Flip ein Nachfolger von Google News werden wird, oder ob beide Dienste unterschiedliche Segmente bedienen sollen: Fast Flip könnte eher im Bereich der Magazine erfolgreich werden, während Google News bei der Aggregation von Zeitungsartikeln bleibt.

Vom Start weg gibt es eine mobile Version für das iPhone und Android-Smartphones. Gut möglich ist, dass Fast Flip auf diesen Geräten mit ihren kleinen Bildschirmen mehr Erfolg haben wird als auf herkömmlichen PCs oder Notebooks. Denn auf einem normalen Rechner ist das Umblättern eigentlich nur ein netter Gag, während es auf den viel kleineren Geräten bei der Navigation recht praktisch ist.

Denkbar ist aber auch, dass Fast Flip den Verlagen bei ihren Strategien zum Paid Content helfen soll: Denn ein Verlag könnte nun seine Inhalte hinter einer Paywall platzieren, gleichzeitig aber die Vorschau bzw. das Anlesen seiner Artikel auf Fast Flip ermöglichen. Dass Google derzeit zufällig auch gerade an einer Lösung für Micropayments arbeitet, passt da gut ins Bild.

Ein entscheidender Kritikpunkt aber bleibt: Die Zukunft des Internets liegt nicht in der möglichst naturgetreuen Nachbildung gedruckter Medien. Bei Google weiß man das sehr wohl, weil dort auch an ganz anderen Kalibern gearbeitet wird, etwa an Google Wave. Das sollte auch den Verlagen bewusst sein, die an Fast Flip mitwirken.

Erst recht sollte es den Verlagen und Medienhäusern in Deutschland klar sein, die dieser Tage dem offiziellen Start von nachrichten.de entgegen sehen. Dieses Portal aus dem Hause Burda zielt direkt auf Google News und hängt damit den Entwicklungen am Markt schon vor seinem Start ein paar Jahre hinterher, während man bei Google scheinbar mühelos immer neue Kaninchen aus dem Hut zaubert.

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