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Digitale Wahlschlacht in Venezuela

von , 6.10.12

Hugo Chavez verkörpert nach eigener Einschätzung den “Sozialismus des 21. Jahrhunderts”. Er sorgt dafür, dass ein beachtlicher Teil der Einnahmen aus dem Ölreichtum des Landes in Programme zur Bekämpfung der Armut fließen. Seine Art, das Land autoritär und zentralistisch zu führen, kollidierte jedoch zunehmend mit den demokratischen Errungenschaften: Meinungsfreiheit, Parlamentarismus und Unabhängigkeit der Justiz.

Henrique Capriles, sein Herausforderer, stammt aus einer der reichsten Familien des Landes. 2002 soll er an einem Putschversuch gegen Chávez beteiligt gewesen sein. Diesmal hat sich der 40-jährige Anwalt mit der städtischen Jugend und den Kommunikationsformen des Internet gegen den Amtsinhaber verbündet. Er twittert, spricht über YouTube zum Volk, pflegt sein Profil auf Facebook (wo er über 600000 Anhänger hat). Auf Twitter hat er mittlerweile über 1,4 Millionen Follower (@hcapriles). Martin Polansky auf tagesschau.de:

„In einer Wohnung mitten in Caracas sitzen ein Dutzend junge Venezolaner an den Bildschirmen. Andreina Márquez ist 28 Jahre alt. Sie koordiniert die Netzkampagne der Opposition. Ihre Heimat ist seit Jahren tief gespalten und politisch aufgeheizt. Das spiegle sich auch im Netz wieder. Für Márquez ist klar: Das Internet sei enorm wichtig für den Wahlkampf – gerade in Venezuela. Immerhin sei es eine Kampagne mit ungleichen Voraussetzungen. Die Regierung kontrolliere nämlich die öffentlichen Medien des Landes…“

Aber auch die Regierung nutzt das Internet als „politisches Kommandounternehmen“: Hugo Chávez hat nicht nur 3,5 Millionen Follower bei Twitter (@chavezcandanga), er verkündet auch regelmäßig seine politischen Beschlüsse als Tweet. Seine Netzkampa ist auf sämtlichen Kanälen aktiv:

„Pedro Patiño ist chavistischer Blogger. Der Mann im roten Hemd hat das sogenannte bolivarische Netz mit aufgebaut – Internetseiten, auf denen die linke Revolution verteidigt wird. Die Sache mit dem gleichgeschalteten Staatsfernsehen wischt Patiño beiseite. Schließlich habe die Opposition auch ihre Medien. Und das Internet sei der beste Beweis dafür, dass jeder sagen könne, was er wolle. Aber auch dort sei die venezolanische Linke bestens aufgestellt…Es ist eine digitale Schlacht, eine ideologische Schlacht.“

Mal sehen, was unsere Wahlkampfstrategen daraus lernen (aber wahrscheinlich gucken die nur auf die Fernsehduelle zwischen Obama und Romney).

Update 8.10.: Klarer Sieg für den “Comandante”

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