von Marvin Oppong, 21.1.10
Die Haribo-Firmenzentrale liegt liegt nur etwa 1500 Meter vom Hauptsitz der Deutschen Welle entfernt. Zuletzt berichtete die Deutsche Welle Ende Oktober in der Radiosendung “Journal D” über eine Tauschaktion der Haribo-Werke in Bonn, die ihren 73. Geburtstag feierte. Der zuständige Redakteur, der freie Journalist Klaus Jansen aus Köln, erklärt auf Anfrage, in der Sendung “Journal D” berichte man “hintergründig über Ereignisse und das Leben in Deutschland”. Dazu gehörten auch “Kuriositäten wie die Haribo-Tauschaktion”. Es sei kein “werblicher Zweck”, nur “weil in einem Beitrag ein Markenname genannt” wird.
Die Ankündigung eines DW-Extras, das die Deutsche Welle zum 85. Geburtstag des Haribo-Goldbären im Radio sendete, enthielt einen Satz, der sich Wort für Wort mit einem Satz aus einem PR-Text deckt, den Haribo zum 85. Jubiläum des Haribo-Goldbären verbreitete. Auf Anfrage konnte man bei der Deutschen Welle hierfür keine Erklärung abliefern. Das DW-Extra wurde insgesamt fünf Mal wiederholt.
Der Anfang des DW-Extras mutete an wie ein Werbespot: Es wurden Personen zu Haribo-Goldbären befragt, die das Produkt unter anderem als “fruchtig” und als “so lecker und fruchtig” bezeichneten. Ein Mann behauptete, er esse “in der Woche ein bis zwei Tüten” Haribo-Goldbären. Am Ende der Befragung wurde die bekannte Haribo-Werbemelodie “Haribo macht Kinder froh” abgespielt. Eine nachfolgende Reportage aus den Haribo-Produktionshallen enthielt die Aussage, dass die Goldbären “noch etwas köstlicher” seien. Einen werblichen Effekt sieht die Deutsche Welle in dem Beitrag nicht.
Obwohl die Deutsche Welle es in beiden Fällen nach eigener Auskunft nicht für nicht zwingend erforderlich hielt, über Haribo und sein Produkt “Goldbär” zu berichten, tat sie es dennoch. Nach den Richtlinien der Deutschen Welle für Werbung und Sponsoring ist die Erwähnung oder Darstellung von Produkten nur zulässig, “wenn und soweit sie aus journalistischen oder künstlerischen Gründen, insbesondere zur Darstellung der realen Umwelt, zwingend erforderlich ist”. Soweit Produkte erwähnt oder dargestellt werden, ist darüber hinaus “durch die Art der Darstellung nach Möglichkeit die Förderung werblicher Interessen zu vermeiden”.
Die jeweiligen redaktionellen Entscheidungen seien “nachvollziehbar und angemessen”, erklärte Berthold Stevens von der Unternehmenskommunikation der Deutschen Welle auf Anfrage. Einen Verstoß gegen die Werberichtlinie sieht man bei der Deutschen Welle in keinem der genannten Fälle.
Die Liste der weiteren Erwähnungen von Haribo-Produkten im Programm der Deutschen Welle ist lang. Hervor sticht dabei eine Fotoserie mit Fotos von Haribo-Produkten.
Die Verbindung zwischen der Deutschen Welle und Haribo geht über Programminhalte hinaus. Der Verein Bonner Medien Club (BMC) verleiht jedes Jahr den sogenannten “Bröckemänche Preis”. Im Jahr 2006 wurde der Chef der Firma Haribo, Hans Riegel, mit dem Preis ausgezeichnet. Für die Preisverleihung stellte die Deutsche Welle Räumlichkeiten ihrer Zentrale in Bonn zur Verfügung.
Die Deutsche Welle ist Partner des BMC beim Bröckemänche-Preis insofern, als dass “sie auf BMC-Anfrage hin Räumlichkeiten im Funkhaus” für die Verleihung des Bröckemänche-Preises “zur Verfügung stellt”, so Stevens auf Anfrage.
Veranstaltungen in der Deutschen Welle fallen in den Zuständigkeitsbereich der DW-Unternehmenskommunikation. Deren Leiter, Johannes Hoffmann, gehört in seiner Funktion als DW-Kommunikationschef wie der Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Haribo, Marco Alfter, dem Bonner Medien Club an, der Riegel den Preis verlieh. Von Haribo war zu den Auffälligkeiten im Programm der Deutschen Welle keine Stellungnahme zu erhalten.
Einem Foto auf dieser Seite zufolge hat offenbar auch ein Sender, der blaue Mikros mit der Aufschrift “WDR” verwendet, über die Preisverleihung berichtet. Vom Sender WDR, dessen Intendantin Monika Piel 2009 ebenfalls in der Deutschen Welle den “Bröckemännche Preis” erhielt, war auf Anfrage keine Stellungnahme zu der Frage zu erhalten, ob – und wenn ja, in welcher Weise – man über die Preisverleihung an den Haribo-Chef berichtete. Die WDR-Pressesprecherin Annette Metzinger teilte auf eine Anfrage vom 28. Dezember 2009 am 8. Januar 2010 mit: “Die Beantwortung Ihrer Anfrage ist in Arbeit. Allerdings benötigen wir noch etwas Zeit. Wir melden uns sobald wie möglich bei Ihnen.”
Am 3. Juli 2009 wiederholte der WDR, der auch hier über ein Haribo-Produkt berichtete, zur besten Sendezeit in der Reihe “Dynastien in NRW” eine bereits 2003 produzierte, 45-minütige Dokumentation mit dem Titel “Die Haribo-Saga – Siegeszug eines Goldbären”. Die Sendung lief seit ihrer Erstausstrahlung 2004 insgesamt fünf mal im WDR. Der Film wurde vier weitere Male bei Einsfestival ausgestrahlt.