#Deutsche Bahn

DB ist der neue DFB

von , 3.2.09

Es lassen sich ganz leicht zehn Gründe nennen, warum die Bahn diesen publizistischen Konflikt mit Netzpolitik verlieren muss, wie auch schon der DFB gegen Jens Weinreich unterlag:

1. Es besteht ein ganz klares öffentliches Interesse an der Angelegenheit. Netzpolitik verrät hier “Geschäftsgeheimnisse” nicht zum Spaß, sondern mit dem Ziel gesellschaftlicher Aufklärung.

2. Netzpolitik hat lediglich ein Dokument verfügbar gemacht, das zahlreichen anderen Journalisten auch zugänglich war. Der einzige Unterschied zur Berichterstattung in den klassischen Medien besteht darin, dass das PDF in Gänze verfügbar gemacht wurde.

3. Netzpolitik ist eindeutig eine Institution der journalistischen Öffentlichkeit. Mit anders lautenden Interpretationsversuchen wird die Bahn nicht durchkommen.

4. Netzpolitik vs. Deutsche Bahn passt dramatisch gut in das David vs. Goliath-Schema. Die Öffentlichkeit und Journalisten lieben dieses Schema. Die Bahn wird mit ihrer Sicht der Dinge gar nicht mehr durchdringen.

5. Die Schuld an der Datenaffäre liegt eindeutig bei der Bahnführung. Eine Behinderung der Berichterstattung und der Aufklärung kann nur auf die Bahnführung selbst zurückfallen.

6. Das PDF wird nun aus Solidarität schon an hunderten Stellen im Netz ebenfalls gespeichert worden sein. Seine Sichtbarkeit ist durch die Aktion nur gesteigert worden. Zurückholbar ist das Dokument ohnehin nicht.

7. Die Angelegenheit eignet sich hervorragend zum Grundsatzstreit um digitale Presse- und Bloggerfreiheit. Die Bahn hat hier eine willkommene Vorlage geliefert und damit ihre Gegenseite geeint.

8. Das Beispiel zeigt, dass die Bahn auch ihre Juristen nicht unter Kontrolle hat, was die Führung weiter blamiert.

9. Die Bahn verfügt über keinerlei Sympathiekredit mehr, den sie überhaupt noch ausspielen könnte.

10. Netzpolitik verfügt über einen direkten Zugang zur Öffentlichkeit und über eine organisierte spontan vernetzte Unterstützerschaft. Schon im direkten Vergleich der publizistischen Waffen ist die Bahn unterlegen.

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Rivva 17:45 Uhr: Zweieinhalb Stunden nach der Veröffentlichung des Netzpolitik-Textes mit 22 Reaktionen

Vielleicht findet sich ja ein PR-Berater, der das alles anders sieht. Pleon, fischerAppelt übernehmen Sie.

Nachtrag: Am Freitag, dem 6. Februar, hat die Bahn erklärt, keine weiteren rechtlichen Schritte gegen Netzpolitik.org unternehmen zu wollen. Mehr hier. Und natürlich hier.

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