von Boris Hänßler, 11.12.13
Der britische Guardian lässt künftig eine wöchentliche Zeitung von einem Roboter bestücken. Gemeint ist damit, dass Algorithmen darüber entscheiden, welche Stücke in die neue Wochenzeitung kommen sollen.
Das Projekt heißt TLGR . Der Guardian arbeitet dafür mit dem Newspaper Club zusammen, der Do-it-yourself-Zeitungen in kleinen Auflagen produziert. Der “Roboter” wählt einmal wöchentlich die besten längeren Geschichten der vorangegangenen sieben Tage aus. Er reicht diese an einen zweiten Roboter weiter, der sie ins Layout setzt – letztere Software heißt ARTHR. Dann gehen die Geschichten in Druck. Im Londoner Coffee Shop des Guardian soll die 24-seitige Publikation jeweils montags frei ausgelegt werden.
Hintergrund der Aktion ist, dass durch den ständigen Nachrichten-Wechsel auf der Guardian-Seite die aufwändiger recherchierten Geschichten schnell wieder aus dem Blickfeld der Leser verschwinden. Das Roboter-Projekt soll diesen Geschichten eine zweite Chance geben. Sollte das Projekt erfolgreich sein, würde der Guardian größere Auflagen anstreben – im Moment werden nur 500 Exemplare für den Coffee Shop gedruckt.
Freilich hört sich das alles spektakulärer an, als es ist. Der Guardian nutzt, wie so gut alle großen Online-Medien, eine Reihe von Analyse-Tools, die dabei helfen, die Webseite zu bestücken. Der Roboter ist im Grunde genommen nur eine Erweiterung dieser Tools. Es handelt sich um eine Software, die die “besten Texte” (die Kriterien dafür sind mir nicht bekannt) herausfiltert.
Ein Redakteur gibt dann noch einmal das Okay, bevor die zweite Software mit dem Layout anfängt. Der menschliche Zwischenschritt soll dafür sorgen, dass Geschichten herausfallen, die innerhalb weniger Tage schon wieder veraltet sind.
Bemerkenswert ist das Experiment dennoch. Algorithmen, die im Journalismus eine immer größere Rolle spielen, erreichen nun also auch verstärkt den Printjournalismus.
Crosspost von Robotergesetze