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Google StreetView-Lesetipps: Vom Kontroll-Mem, Hypokrisie und der Rettung Deutschlands

von , 11.8.10

Martin Weigert hat in seinem Beitrag “Google, lass es einfach sein!” die Pro- und Contra-Positionen zusammengestellt und dabei eine Übersicht lesenswerter Meinungen zu Street View geschaffen:

Die Google-Street-View-Debatte polarisiert Deutschland auf eine Art, wie es vorher wohl kein anderes digitales Thema getan hat. Nachdem Google gestern bekannt gab, noch in diesem Jahr in 20 deutschen Städten starten und in wenigen Tagen mit der vierwöchigen Widerspruchsphase beginnen zu wollen, scheint das politische und mediale Deutschland Kopf zu stehen.

Er schlussfolgert:

Mein Vorschlag an Google angesichts dieser populistischen, unerwartet harschen und stark vergifteten Debatte um Street View: Lasst es einfach sein! Street View hat ohnehin kein wirkliches Geschäftsmodell und würde euch in Deutschland noch lange Ärger bereiten.

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Außerdem lesenswert:

Dennis Knake: Google Street View: Die Stunde der Hypokriten

Er hat einige Beispiele zusammengetragen, die zeigen, wie Politiker sich auf der einen Seite für staatliche Datenspeicher einsetzen und sich jetzt auf der anderen Seite durch den Datenschutz von Häuserfassaden profilieren wollen. So zum Beispiel Wolfgang Bosbach (CDU), der Adresshandel ohne explizite Zustimmung der Betroffenen verteidigt hatte und nachträglich Widerspruch einzulegen ausreichend fand:

Bei Google Street View ist ihm diese nachträgliche Widerspruchsmöglichkeit komischerweise nicht so genehm. So zitiert ihn die Mitteldeutsche Zeitung, dass es ihm persönlich lieber wäre, wenn Google Street View die Häuserfassaden nur nach vorheriger Zustimmung der Eigentümer aufnehmen dürfte. Aber selbst Bosbach hat bemerkt, dass dies wohl nur schwer umsetzbar ist. “Aber damit wäre vermutlich das Geschäftsmodell tot”, so sein Kommentar.

Patrick Breitenbach: Googles Streetview im kulturellen Kontext – mal etwas andere Gedanken dazu

Die deutsche Kultur war in den letzten 70-80 Jahren extrem geprägt vom Thema der Überwachung und dem Verlust der Privatsphäre, ja sie wurde sogar massiv bedroht in ihrer Ausübung einer freien Entfaltung. Überwachung geschah damals vielleicht auch unter dem Vorwand der inneren Sicherheit, wurde jedoch ausgiebig dazu missbraucht um das jeweilige agierende Herrschaftssystem zu etablieren und zu beschützen. Egal ob im dritten Reich oder im kalten Krieg.

Dieses Überwachungs- und Kontroll-Mem steckt also sehr tief in uns. Überwachung ist für uns Segen und Fluch zugleich.

GoogleWatchBlog: Google Street View: Eine Zusammenfassung

Der Tobias Kühn hat eine Übersicht zur Entwicklung des Dienstes zusamengestellt und zählt einige Chancen auf:

Die Möglichkeiten für Street View sind groß. Auch im restlichen Leben kann man Street View gut integrieren – immerhin können alle von den Bildern profitieren, in Projekte einbinden – vielleicht sogar Spiele entwickeln – auf den Street View-Daten. Für Unternehmen wird Street View schon zum wichtigsten Stück Software: Endlich können Besucher in 3D bis zum Ladenlokal navigieren, keine 2D-Karten mehr. Und Navigationsgeräte können endlich darstellen, was auf der Straße auch passiert… keine Icons mehr, die Verwirrung aufzeigen können.

Man kann eigentlich immer Neues aus diesen Daten generieren, für so ziemlich jeden Bereich im Leben. Und Street View wird dennoch gehasst – steckt der Teufel im Google?

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