#German Angst

Street View: Bislang weniger als 10.000 Widersprüche bei Google eingegangen

von , 21.4.10

Ende Februar war die Aufregung um Google Street View groß. Die Bundeskanzlerin informierte anlässlich der Cebit in ihrem Podcast offen über Widerspruchsmöglichkeiten auf den Seiten des Verbraucherschutzministeriums. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner hatte zuvor im Focus-Interview Street View als “millionenfache Verletzung der Privatsphäre” bezeichnet – und später noch in der Süddeutschen Zeitung erklärt: “Selbst George Orwell hätte sich das nicht träumen lassen.” In den ARD-Tagesthemen wurde der “Datenkrake” Google in einem Kommentar vorgeworfen, sich als Geschäftsmodell “über geltendes Recht hinwegzusetzen”:

Google eher böse zu finden, wurde zum Politiker- und Journalistensport, erst auf Bundes- dann auf Regionalebene. Doch nach dem Höhepunkt des Street View-Luddismus Anfang März rückt das Thema zunehmend wieder auf die hinteren Plätze, wie Google Trends zeigt.

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Wie steht es nun um die Wiedersprüche? Google hat bislang weniger als 10.000 Widersprüche gegen Street View erhalten, wie das Unternehmen Carta auf Anfrage mitteilte: “Momentan kann ich Ihnen nur von einer vierstelligen Zahl von Widersprüchen berichten”, erklärt Sprecherin Lena Wagner. Google erhalte aber “selbstverständlich auch weiterhin Widersprüche”, so dass die Zahl in der nächsten Zeit weiter steigen könne.

Weniger als 10.00 Widersprüche: Das erscheint nicht viel angesichts von 39,8 Millionen Privathaushalten hierzulande und einer intensiven Öffentlichkeitsbearbeitung. Damit haben bislang nur 0,25 Promille der Bundesbürger einer Abbildung ihrer Hausfassade (als Eigentümer oder Mieter) in Street View widersprochen.

Möglichweise ist die ‘German Angst’ vor Street View also auch gar nicth so groß und es herrscht eher eine gelassene Erwartungshaltung vor. Die Lust, sich vorab aus der Street View-Karte zu tilgen, ist offenbar begrenzt. Unklar ist jedoch, wie viele Widersprüche sich derzeit noch bei Behörden und Datenschutzbeauftragten stapeln. Allein der Bielefelder Datenschutzberauftragte will 1.500 Widersprüche eingesammelt haben.

Eine Rücknahme des Street View-Widerspruchs wäre dabei wirkungslos. Einmal gelöschte Hausfassaden können nicht wieder eingefügt werden, weil Google die Bilderdaten – auf Bitte der Datenschützer – vollkommen löscht. Der Street View-Austritt wäre also auf Jahre irreversibel. Vielleicht will der eine oder andere Skeptiker sein Haus und Garten dafür lieber erstmal auf Street View betrachtet haben, bevor er die digitale Selbsttilgung beantragt.

Auch zu dem Thema auf Carta:

Weitere Informationen zu Street View-Widersprüchen.

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