#DJV

Rote und schwarze Listen. Über den Tod der Regionalzeitung

von , 22.1.10

Wird es in 10, 20 Jahren noch Regionalzeitungen geben, fragte er.

Ich sagte: Nein. Das Nein kam ohne Zögern. Und noch während ich es aussprach, hatte ich das Gefühl, zu apodiktisch zu sein, ja vielleicht arrogant zu klingen. Woher sollte ich die Zukunft so genau kennen? War es nicht in Wahrheit eine Vermutung, ein Vorurteil, eine Trotzreaktion – hervorgerufen durch die anhaltende Ignoranz der Internet-Basher in den gedruckten Medien, die sich Augen und Ohren zuhalten, um ihre journalistische Neugier nicht auf den eigenen Beruf anwenden zu müssen?

Es entstand eine lange Pause.

Ich hätte sie nutzen können, um meine Aussage ein wenig zu relativieren. Um dem sympathischen Studenten Hoffnung zu machen. Aber ich tat es nicht. Ich hatte gerade zwei Listen gelesen, die den Tod der Regionalzeitungen unmissverständlich ansagten.

Die eine Liste bestand nur aus roten Zahlen. Es war die neue IVW-Liste mit den Auflagenzahlen des vierten Quartals 2009. Praktisch alle Regionalzeitungen hatten gegenüber dem vierten Quartal 2008 kräftig an Auflage eingebüßt. Kein Lichtblick, nirgends.

Eine Delle, könnte man einwenden, eine Schwächeperiode. Nach der Krise werde es wieder aufwärts gehen.

Aber da lag die andere Liste. Es war eine schwarze Liste! Erstellt vom Deutschen Journalistenverband (DJV). Der DJV hatte alle Verlage gelistet, die ihre Zeitungen outsourcen und mit Hilfe von Leiharbeitsfirmen produzieren. Diese Verlage „verkaufen“ ihre Redaktionen praktisch an Zeitarbeitsfirmen, um so die Tariflöhne zu umgehen. In den Zeitarbeitsfirmen erhalten die Journalisten natürlich nur noch einen Bruchteil ihres bisherigen Einkommens.

Hält man die schwarze Liste der Verlage neben die rote mit den Auflagenzahlen, kann man sich ausrechnen, wie schnell der Tod der Zeitungen eintreten wird.

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