#Kostenlos-Kultur

Werbefinanziert ist nicht kostenlos, Wettbewerb ist kein Kommunismus

von , 16.12.09

So ein Vorankündigungstheater: Das Manager Magazin hat Springer-Chef Mathias Döpfner interviewt. Seine Thesen sind eigentlich von seinem Monaco-Auftritt her bekannt. Aber trotzdem sollen wir uns nun alle aufregen. Nunja. Dabei ist Döpfner natürlich eigentlich Blogger, muss aber auf seine Umsätze achten und spielt daher hier nun ein wenig Debattenbeschleuniger.

Was hat er also gesagt?

Im Gespräch mit dem “manager magazin” sprach [Mathias Döpfner] im Zusammenhang mit kostenlosen Inhalten im Netz von “abstrusen Phantasien spätideologisch verirrter Web-Kommunisten“. Dass journalistische Angebote online fast ausschließlich kostenlos verbreitet werden, sei ein “Unsinn”. Springer sei aber “nicht groß genug” gewesen, “um diesen Wahnsinn allein zu stoppen”.

Das sollte man wohl kurz kommentieren:

1. Ich kenne wenig Leute, die fordern, dass alles im Netz umsonst sein soll. Ich kenne sogar viele Leute, die bereit wären, für von ihnen geschätzten Journalismus zu bezahlen. Es fehlen vor allem die überzeugenden Modelle. Folglich kenne ich gar keine Web-Kommunisten. Wenn es Web-Kommunisten geben sollte, dann lesen die am liebsten ohnehin ihre eigenen Blogs.

2. Journalistische Angebote, wie Bild.de oder Spiegel Online, sind nicht “kostenlos”, sondern werbefinanziert. Die Nutzer akzeptieren die “Zeitopportunitätkosten” der Werbung in einem Tausch für Inhalte. Wo Journalismus nicht kostenlos ist, kann auch keine “Kostenlos-Kultur” existieren (vgl. auch Christian Stöcker).

3. Die Vielzahl der werbefinanzierten journalistischen Angebote im Netz ist nicht das Werk von Web-Kommunisten, sondern das Ergebnis des Wettbewerbs. Die niedrigen Verbreitungskosten verleiten die Anbieter zu werbefinanzierten Reichweitenstrategien.

4. Tatsächlich haben viele Anbieter ein Umsatzproblem: Sie müssen nicht nur die Grenzkosten ihrer Verbreitung, sondern auch die Grenzkosten ihrer Produktion erwirtschaften (vgl. hier).

5. Auf dem Weg aus der Misere sollte man nun lieber Wettbewerb nicht mit Kommunismus und Nutzer nicht mit Web-Kommunisten verwechseln.

6. Den “Wahnsinn” sollte man lieber nicht stoppen wollen.

Aber was rede ich: Das weiß Mathias Döpfner ohnehin alles selbst viel besser.

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