#FES

ZAPP gewinnt

von , 13.4.12

Auf neun bunten Podiumswürfeln saßen acht Medienschaffende und beantworteten die Fragen des Diskussionsleiters Frank Plasberg Stephan Weichert zum Dauer-Thema „Der neue Journalismus: Wie das Internet einen Beruf revolutioniert“.

Um die Überraschung des Abends vorwegzunehmen: Das Internet revolutioniert zwar permanent den Journalisten-Beruf, aber die Träger dieses Berufs sind dann doch eher träge sicherheitsorientiert. Am Ende der Veranstaltung, als Stephan Weichert die Diskutanten fragte, mit welchem der Anwesenden sie am liebsten zusammenarbeiten würden – nannten die meisten den Redaktionsleiter des gut ausgestatteten öffentlich-rechtlichen Medienmagazins ZAPP.

Für ihren 260-seitigen Report (mit vielen interessanten Statements) hatten Stephan Weichert und Leif Kramp im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung 1115 Praktiker und Medien-Experten angeschrieben, 201 hatten den ausführlichen Fragebogen beantwortet. Das Internet, so die Autoren in ihrem Resümee, werde nicht mehr grundsätzlich als böse gewertet, die Chancen gerieten mehr und mehr in den Blick.

Hier im Schnelldurchgang die wichtigsten Ergebnisse der Studie:

  1. Es herrscht in den Redaktionen mehr Experimentierlaune als noch vor 5 Jahren
  2. Print und Online liegen demnächst gleichauf
  3. Kompetenz und Dialogfähigkeit werden im Medienüberangebot immer wichtiger
  4. Noch stellen die Verlage für Online zu wenig Risikokapital bereit
  5. Der Onlinejournalismus ist die Innovations-Lokomotive im Journalismus
  6. Es gibt zu wenig Zielgruppenforschung
  7. Der deutsche Journalismus hinkt dem angelsächsischen um 5 bis 10 Jahre hinterher
  8. Chefredakteure müssen mehr digitale Spielplätze schaffen und ihre Mitarbeiter stärker motivieren
  9. Die meisten Online-Investitionen sind unstet. Es gibt von oben zu viel Hü- und Hott-Vorgaben
  10. Das öffentlich-rechtliche System hat derzeit die besten Karten – fördert selbst aber zu wenig Innovationen
  11. Die Querfinanzierungen nehmen zu. Tierfutterverkauf sichert Journalismus
  12. Staatliche Förderinitiativen konzentrieren sich zu sehr auf Print
  13. Crowdfunding könnte ein Geschäftsmodell sein
  14. Der Staat soll nur gute Rahmenbedingungen schaffen und sich ansonsten raushalten
  15. Medienhochschulen könnten die eigentlichen Innovationszentren werden

Letzteres ist sicher pro domo gesprochen. Der umtriebige Gastgeber der Veranstaltung, Stephan Weichert, stellvertretender Studiengangleiter Journalistik an der Macromedia Hochschule, macht es mit seinen zahlreichen Aktivitäten gerade vor.

Mit Abstand lustigster Gast des Abends war für die Zuhörer der Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, Lars Haider, der den Zuhörern ein wenig Einblick in das ambitionierte Abendblatt-Projekt „Lokalst-Journalismus“ gab. Dabei durchkämmen Lokalreporter mit Rucksäcken und Live-Kameras ihren jeweiligen Kiez und berichten über alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Eines Tages könnten die Nutzer dann auf ihren Smartphones sehen, was sich gerade im Umkreis von zehn, 50 oder 100 Metern abspielt.

Falls man das überhaupt wissen möchte…

Den Innovationsreport Journalismus gibt es als pdf-Download bei der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) und beim Onlineportal Vocer sowie gedruckt über Indira Krömer von der FES: [email protected]

 

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