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Strohfeuerfrei!

von , 15.10.10

Felix Schwenzel von wirres.net hatte Sascha Lobo angefragt, ob er denn illegale Downloads seines Buches toll fände oder eher nicht so toll. Darauf antwortete Lobo sinngemäß, dass ihm die Kostenlos-Mentalität der Internetegoisten extrem auf den Zeiger gehe, denn „ich halte es für richtig, für Kulturgüter zu bezahlen, wenn der Urheber sich das so ausgesucht hat.“

Das war eigentlich eine klare Antwort und hätte keiner weiteren Nachfrage bedurft.

Da Dialoge im Netz aber wegen des bevorzugten Aneinandervorbeiredens meist sehr ausführlich geraten, erkannte Lobo die Chance, etwas frischen Wind für sein Buch zu machen in die aktuelle Blogflaute zu bringen. Er nahm einen doppelten Whisky an einer imaginären Blog-Bar und legte zu vorgerückter Stunde los.

Seine Tirade ist wunderbar zu lesen, auch wenn in Fragen des Urheberrechts keine neuen Argumente ausgetauscht werden. Deshalb beschränken wir uns hier auf die Wiedergabe der Nebensächlichkeiten:

Am besten kommt Stefan Niggemeier weg, deshalb ist unklar, ob dieser das Thema aufgreifen wird:

„…niggemeier könnte texte in fantasiesprache in die rinde einer eiche bei leipzig einritzen, seine stumpfen fans würden begeistert hinpilgern und ihm ein flattr-blümchen hinlegen. dabei ist er ganz offensichtlich gelangweilt von der ständigen beschäftigung mit dem dreck, den er kritisiert…“

Felix Schwenzel geht Lobo etwas direkter an:

„…willst du mich verarschen, du erlebnisschrottblogger?…

„…ist der titel deines blogs, ‚fachblog für irrelevanz’, wirklich PURE koketterie?…“

„…80% deiner kommentatoren sind im besten fall schwer gestört…“

Thomas Knüwer und Mario Sixtus (man kennt sich) werden liebevoll gezüchtigt:

„…der typ ist eine fast so schlimme ich-hupe wie beratungs-consultant knüwer…“

„…dem selbstzufriedenen politfeuilleton, das wie neospiesser mario sixtus nichts will als bei gesicherter rente am kamin den lebensabend mit dem neuen franzen zu verbringen…“

Johnny Häusler und Markus Beckedahl müssen auch dran glauben:

„… wie spreeblick oder netzpolitik, wo johnny und markus für ein widerwärtig selbstgerechtes publikum schreiben, das jubelt, wenn seine kleingeistigen erwartungen erfüllt werden…“

Marcel Weiss fängt sich eine volle Klatsche ein:

„…lies doch mal meinen disput mit dem unerträglichen turbobesserwisser marcel weiss, mit dessen belehrungsenergie man die polarkappen drei winter lang eisfrei halten könnte, der seit seinem weggang von blogwerk gegen den vollständigen bedeutungsverlust kämpft…“

Michael Seemann bekommt einen Klaps:

„…das würde ja sogar noch im blog von mspro als unangenehm verschwurbelte metapher auffallen, der sein zusammengeklautes twitterbuch natürlich nicht kostenlos zum download anbietet…“

Und Jens Schröder nimmt er so im Vorbeigehen mit:

„…als wolltest du dich damit bei meedia bewerben (wo der pokulturjunkie offenbar die zeit bis zur rente hirnenergiesparend durchbringen will)…“

Bei Dirk von Gehlen geht ihm etwas die Puste aus:

„…was jetzt.de-journalistendarsteller dirk von gehlen dazu meinte, der glück hat, dass seine chefs von der süddeutschen zeitung das internet für eine mischung aus fax, fernseher und elektronischen leserbriefkästen halten und deshalb sein blog nicht lesen…“

Und Christian Stöcker und Jochen Wegner werden fast schon gestreichelt:

„…sehe ich so verwirrt aus wie stöcker von der spon netzwelt oder jochen wegner, von dem ich nicht wissen will, mit welchen pillen er es so lange beim focus (“deutschlands beste ampeln – das ultimative ranking”) ausgehalten hat und warum?…“

Da die Piratenpartei aber von allen mit Abstand die empörtesten Twitterer hat, kriegt sie zusätzlich eins übergebraten:

„…das war im jahr 2009 eine partei, die ihre kurze chance, die politik für immer zu verändern, so unfassbar dämlich nicht genutzt hat, wie es nur nerds hinbekommen…“

Alle Genannten dürfen sich natürlich gebauchpinselt fühlen und werden das Buch „Strohfeuer“ jetzt hoffentlich gebührend zur Kenntnis nehmen.

Allerdings zeigt der Schlagabtausch nebenbei auch – so erfrischend er sein mag – wie sehr die Blogszene inhaltlich, personell und finanziell stagniert.

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