#Bundespräsident

Noch mal Wulff

von , 26.1.12

Ja, doch, eigentlich ist alles von allen gesagt, und mehr. Dennoch sei eine Bemerkung erlaubt. Ich las diesen Artikel in der WELT. An diese Art Berichte werden wir uns gewöhnen müssen, wenn der starrköpfige Rabattpräsident im Amt bleibt. Es wird nicht mehr um den Anlass seiner Auftritte gehen, sondern nur noch um die akribische Beobachtung dessen, was er wie wo sagt, wie dabei seine Gestik und Mimik zu deuten seien und welchen Eindruck der Auftritt insgesamt hinterlasse.

Seinen möglicherweise irgendwann früher vorhandenen moralischen Bonus hat er selbst verzockt. Die harschen Urteile über die Verfehlungen anderer fallen auf ihn zurück. Die Motti der Veranstaltungen unter Wulffs Mitwirkung werden künftig hauptsächlich als Titelgeber für Berichte über sein Verhalten dienen, der Kontext des Ereignisses in den Hintergrund treten.

Ganz gleich, ob man ihm strafrechtlich relevante Vergehen wird nachweisen können: Der Präsident, der so viel Kredit nahm, hat selbst keinen mehr. Aus den Tausenden von Puzzlestücken, die in den letzten Wochen von ihm und über ihn bekannt wurden, ergibt sich ein Bild. Es ist das des Kleinbürgers, der bei den Großen mitspielen wollte und dafür seine Glaubwürdigkeit verkauft hat. Der nicht in der Lage ist, Fehler zuzugeben und reinen Tisch zu machen. Es ist nicht sympathisch, was da zu sehen ist, und wird als Hintergrund für ewige Sticheleien dienen. Auch im Ausland wird in jedem Artikel über ihn ein Neben- oder Nachsatz stehen, der an die Affäre erinnert. Dass die nötigen Konsequenzen von der Einsicht des Uneinsichtigen abhängen, ist ein dauernder Makel. Das haben die Personen und Anlässe, über die eigentlich zu berichten wäre, nicht verdient.

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