#Anwendbarkeit

Natürlich führt das iPad zu mehr Freiheit für Computernutzer

von , 9.8.12

Sascha Lobo auf Spiegel Online über Steve Jobs’ Antwort an einen Blogger seinerzeit zur Frage, was am iPad eigentlich eine Revolution sei:

Die Antwort von Steve Jobs: Bei Apples Revolution des Post-PC-Zeitalters gehe es natürlich um Freiheit. Und zwar die Freiheit von Schadprogrammen und von Pornografie.

Diese Verwendung des Begriffs Freiheit (der Hund ist frei von Flöhen) hat ein recht bekanntes literarisches Vorbild. In George Orwells Roman 1984 werden in Form des Konzepts Neusprech die Regeln der Sprache auf genau diese Weise neu festgelegt. Da scheint eine Haltung in Jobs’ Antwort durch, über die man sich Sorgen machen könnte.

Es ist wirklich erstaunlich, dass nicht nur in Linux consolidierende Geeks, sondern auch intellektuelle Apple-Nutzer wie Sascha Lobo nicht sehen können, dass der Schutz vor Schadprogrammen natürlich eine Art Freiheit ist.

Warum ist er das? Weil zum ersten Mal Computeranfänger keine Angst mehr davor haben müssen, dass ihr Rechner mit einem falschen Knopfdruck zu einem überdimensionierten Briefbeschwerer wird bis der Verwandte mit Computerkenntnissen wieder vorbeischaut.

Apple hat mit dem iPad, und iOS allgemein, ein Computersystem geschaffen, dass vom Mainstream nutzbar ist: Der Appstore ist der sichere, weil von Apple kontrollierte, Distributionskanal für Apps. Gemeinsam mit dem Sandboxing der Apps ist das Ergebnis ein Computer, auf dem man das System nicht kaputt machen kann, egal wie wenig Ahnung man von Computern hat.

Hand hoch: Wer kennt Rentner, die sich zum ersten Mal einen Rechner kaufen und dann anfangen, dort regelmäßig neue Probramme zu installieren? Oder noch besser: Wer kennt langjährige Computernutzer ohne Nerdallüren, die regelmäßig auf ihrem Windowsrechner neue Programme ausprobieren? Welcher Windowsnutzer macht das überhaupt noch?

Ein sicheres, einfach zu bedienendes Computersystem mag dem Nerd Handlungspielräume wegnehmen, aber es gibt aus dem gleichen(!) Grund dem Nutzer mit weniger Fachkenntnis mehr Handlungsspielraum, weil die Gefahr, etwas versehentlich kaputt zu machen, minimiert bis eliminiert wird.

Natürlich ist das eine Revolution, die für Computernutzer ( für die meisten von ihnen sogar) eine Freiheit bringt, die sie nie bei Windows oder selbst Mac OS X erlebt haben.

Und solang Betriebssystemalternativen zur Verfügung stehen und mit einander konkurrieren können, gibt es auch kein Problem: Jeder kann wählen, ob er mehr Sicherheit oder mehr Bastelkram will.

Das iPhone, das wie das iPad zum die User knechtenden iOS-Regime gehört, führt mittlerweile zu folgenden Szenen:

Rentnerinnen unterhalten sich in der Bahn über Webdienste und Apps. “Apple Appstore. Musst du auch bei dir haben. Ich weiß aber nicht wo.”

Ich wäre gern dabei, wenn Sascha Lobo diesen älteren Damen erklärt, warum ihre neu gewonnene Freiheit eigentlich gar keine ist. Vielleicht sind sie ja nur auf Steve Jobs’ Neusprech-Propaganda hereingefallen?

Disclosure: Ich halte einige wenige Apple-Aktien. Nicht zuletzt, weil ich glaube, dass in ein paar Jahren für die Mehrheit der Bevölkerung die primären Computer Tablets, und da die Mehrheit wiederum iPads, sein werden.

Crosspost von neunetz.com

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