von Julius Endert, 25.11.09
Während nun, angeführt vom tapferen Herrn Murdoch, plötzlich alle Verlage versuchen, ihre Artikel gegen den angeblichen Feind Google zu schützen und zu diesem Zweck sogar Allianzen mit anderen Suchmaschinen-Feinden aus dem Web schließen wollen, verpassen sie mal wieder den Zug, weil sie an einem am toten Gleis stehen. Dort warten sie einsam auf Waggons voller Geld, die nie kommen werden.
Die Entwicklung im Web dreht sich nämlich viel schneller als mancher erwartet oder gar verkraften kann und treibt sogar einige in die Kapitulation. Die Google- ebenso wie die Paid-Content-Diskussion müßte eigentlich längst abgeschlossen sein, denn es könnte sein, dass das Google-Zeitalter bald abgeschlossen ist.
Denn vor unseren Augen vollzieht sich gerade die nächste Evolutionsstufe im Internet: Vom statischen Web zum dynamischen Web: Aktualisierung passiert, wenn etwas passiert. Wer sich die ersten Berichte über den Einsatz von Google-Wave im Journalismus anschaut, wird ahnen, wohin die Reise gehen könnte: Das fortlaufend aktualisierte Format, welches gleichzeitig eine Zusammenarbeit von Vielen ermöglicht, scheint mir die angemessene journalistische Stilform für diese dynamische Web zu sein.
Der abgeschlossene Artikel ist nichts weiter als ein Zugeständnis an die Produktionsbedingungen von Printmedien. Und wo bleibt die gesicherte Fassung? – Werden die Kritiker sogleich empört rufen. Die ist schon heute nichts weiter als eine Illusion. Gerade Journalisten sollten die Möglichkeit der Aktualisierung dankbar begrüßen. Es bedeutet ja nicht, dass man die bewährten journalistischen Regeln außer Kraft setzen soll – im Gegenteil: Die Prozesse in den Redaktionen könnten leicht angepasst werden. Aktualisierung, beispielsweise bei neuer Faktenlage, würde ein weiteres Kriterium für Qualität.
Der Vorteil: Wer aktuell berichtet und aktualisiert findet zugleich im Netz den nötigen Resonanzboden für seine Inhalte – ebenfalls in Echtzeit. Durch das Zusammenspiel von Empfehlungssystemen wie sie mittlerweile bestens auf Twitter oder Facebook funktionieren entsteht in Zukunft Relevanz und Reichweite. Nicht mehr über eine, durch welche Gründe auch immer veranlasste Suche auf Google, wie es die Verlage heute noch glauben.