von Tankred Lerch, 4.11.12
Am Mittwoch waren Hans und ich eingeladen und haben das DFB Pokalspiel zwischen Düsseldorf und Gladbach gesehen. Mit Ton. Das war das eigentlich Schlimme. Der mit Sicherheit von der Walt Disney Redaktion benannte Gerd Gottlob hat uns sehr plastisch demonstriert, warum Bela Rethy nie in Rente gehen darf, sondern bei der Arbeit sterben muss. Wir haben uns gefragt, ob der – wie er sich nennen lässt: „Sportreporter“ – auch zu Hause mit zahllosen, unsinnigen Statistiken arbeitet, wenn er nach dem Abpfiff neben seiner Frau, nach einem Null zu Null mit wenig Torraumszenen, einschläft. Das einzig Gute war, dass das Spiel in der ARD kam und wir auf Olli Kahn und seine bissig kritischen Statements über sich und seine grosse Karriere verzichten konnten.
Hans und ich sitzen jetzt viel in seinem neuen Büro. Eigentlich ist es kein Büro, sondern es sind zwei Campingstühle, die Hans vor den Saturn geschoben hat. Nicht den Planeten, sondern den Mediamarkt. Im Gegensatz zum echten Saturn, sieht man hier auch deutlich mehr Aliens ein- und ausgehen.
Wir sitzen hier, weil die cleveren PR-Menschen von Saturn jetzt schon einen Riesen-Flatscreen ins Schaufenster geschoben haben. Für den Wunschzettel der noch unentschlossenen Kinder. Was ist das Leben schon ohne 3D? Man wird in der Schule gehänselt, und auch für die Eltern ist es toll, wenn sie von ihrer Zeitarbeit oder dem Minijob oder von beidem nach Hause kommen und mal richtig abschalten können. Mit der ganzen Familie.
Hans sagt, dass Frau Schröder endlich nicht mehr über Kitas quatschen, sondern einfach ein Recht auf einen HD Flat mit 3D Funktion im Grundgesetz verankern soll. Aber so etwas gibt es in Deutschland ja nicht einmal für schnelles Internet. Wir sind echt old school.
Im Fernsehen in dem Elektromarkt läuft viel amerikanisches Fernsehen. Hans sagt, dass liegt daran, dass die Saturn-Gruppe noch keinen festen Vertrag mit der RTL oder ProSiebenSat.1 Gruppe darüber geschlossen hat, was hier auf den Ausstellungsmodellen gezeigt wird.
Öffentlich-rechtlich würde aus rechtlichen Gründen nicht öffentlich gezeigt werden dürfen, sagt Hans. Insofern haben wir sehr viel die amerikanischen Nachrichten gesehen. Mit „Breaking News“ (im wahrsten Sinne des Wortes) über Sandy. Sandy, der Wirbelsturm mit dem Namen einer Prostituierten, der die amerikanische Ostküste in 24 Stunden mehr durcheinander gebracht hat als George W. Bush in acht Jahren.
Überhaupt, sagt Hans, wäre so etwas unter dem Regime des Bush-Clans nie passiert. Da wäre jetzt schon bewiesen, dass der Sturm aus Nordkorea käme und man hätte bereits die Bodenoffensive gestartet. Volle Vergeltung und danach Befreiung des nordkoreanischen Volkes.
Hans und ich waren ergriffen, von den Bildern der Zerstörung und der aufziehenden Kältewelle. Und das so kurz vor der Wahl. Besser hätte es nur laufen können, wenn der Afghane zum Angriffskrieg übergegangen wäre. Ein weinender Präsident lässt sich sekündlich das beste Krisenmanagement aller Zeiten bescheinigen, und ein hemdsärmeliger Finanzhai wird von Sekunde zu Sekunde böser, weil er seinem Vaterland nicht anders helfen kann, als hemdsärmelig doof rumzustehen und sich von seiner Frau küssen zu lassen.
Und die Kameras laufen und man buhlt um die Art Wähler, um die sich in Deutschland nur Britt Hagedorn und Olli Geissen zanken. Hans nennt sie übrigens „last Minute Wähler“ … oder „CSU/ FDP Opfer“ … oder nur „Opfer“.
Eine Dame vom Ordnungsamt hat uns zwei Schokoweihnachtsmänner zum Knabbern gegeben. Sie sagt, die hätte man ihr geschenkt, aber sie habe Angst, dass sie vergiftet oder mit einer Rasierklinge gespickt seien. Uns ist das egal. Die gute Tat zählt.
Dann haben wir unsere Geschenke vernascht. Wir hatten übrigens zwei verschiedene Weihnachtsmänner. Hans hatte einen weißen und hat ihm den Kopf abgekaut. Er hat gesagt, der weisse Kandidat wäre böse. Und dann hat er sich meinen Schwarzen genommen und ihm den Sack vom Rücken gebissen. Denn den Sack, sagt Hans, brauche der nicht, denn alles was drin wäre, hätte er in den letzten vier Jahren verloren…