#Eurovision Song Contest

Gespräche mit meinem Therapeuten Kurt über das Fernsehen (6)

von , 1.6.12

Kurt hat sich spontan frei genommen. Er macht Urlaub über Pfingsten. Und er hat mir nicht gesagt, wo er hingereist ist und wie ich ihn erreichen kann. Genau wie Günther Jauch. Das macht mir Angst. Und ob es da einen Zusammenhang gibt, das kann nur Kurt mir erklären. Aber der hat mich diese Woche ja alleine gelassen.

Zum Beispiel mit dem Grand Prix Eurovision de la Chanson Europeénne, der seit einigen Jahren ja nur noch Eurovision Song Contest heißt. Außer dass Stefan Raab nicht nur mit seiner Firma die Show produziert hat, hat er auch einen Teilnehmer aus Deutschland entsandt. Es waren im Vorfeld eigentlich nur zwei Sachen interessant genug, um ausführliche Berichterstattung nach sich zu ziehen. Für Russland treten sechs Omas an. Und: Werden Homosexuelle in Aserbaidschan niedergeknüppelt? Die Omas sind tatsächlich angetreten. Homosexuelle sind nicht niedergeknüppelt worden. Oder zumindest ist darüber nichts verlautbart worden. Schon im Vorfeld wurde ihnen „Immunität“ zugesichert. “Nicht, weil die Aserbaidschaner so tolerant wären, sondern weil die autoritäre Regierung keine Störungen wünscht. Wer auf Schwule losgeht, wird vom Alijew-Clan fertiggemacht.” Aserbaidschan wolle sich als aufgeschlossenes, weltliches Land präsentieren. Mit Dutzenden politischen Häftlingen, dafür aber mit ‘freien’ sexuellen Minderheiten”  (Spiegel online v. 25.05.12)

Das hat mich an meinen Mathematikunterricht von früher erinnert. Wenn man zwei negative Zahlen miteinander multipliziert kommt eine Positive dabei heraus. Schwulenhass mal totalitäres Regime ergibt Toleranz. Vielleicht sollte man auch in NRW mal darüber nachdenken, wenn Salafisten und Pro NRWler wieder aufeinander losgehen. Die Polizisten die eingesetzt würden, bummeln Überstunden ab und die anderen hauen sich. Vielleicht sollte man das Ganze aber nicht in der Stadt stattfinden lassen, sondern in den Wald verlegen. Oder in die Stadien von Fortuna Düsseldorf oder Dynamo Dresden. Die haben ja Erfahrung mit so was. Ich glaube allerdings nicht, dass dieser Gedankengang Kurt gefallen würde.

Na ja – gewonnen hat die Schwedin Loreen mit ihrem Song „Euphoria“. Die war auch vorher schon in allen Wettbüros als Favoritin geführt worden und hat dementsprechend einen Start Ziel Sieg hingelegt.

Die Show hat mir lange nicht so gut gefallen, wie die im letzten Jahr aber da will ich mir zu Gute halten, dass ich Deutscher bin und da bestimmt auch ein patriotisches Gefühl meine Emotionen mitbestimmt. Genau wie bei dem Song. Da fand ich auch den Deutschen am Besten. Und witzig, dass die ARD ein Mainzelmännchen auftreten lässt. Und England einen Halbdeutschen, der sich schon im Vorfeld in der Bild-Zeitung über das musikalische Empire lustig macht.

Am Besten gefallen hat mir eigentlich Anke Engelke bei der Bekanntgabe des deutschen Votings. Kurt möge mir das verzeihen und wir werden bestimmt darüber reden, aber es ist schon interessant, dass Comedians scheinbar mehr Arsch in der Hose haben als viele Politiker. Vielleicht kommt das aber auch daher, dass sie weniger zu verlieren haben, weil sie ihr Geld selber verdient und keinen Ehrensold oder eine „Lobbyrente“ zu verspielen haben.

Der Schweizer Tatort war nicht gut, aber ich habe ihn zu Ende gesehen. Man durfte diesmal auch schon bei der TV-Ausstrahlung wissen, wer der Mörder war. Mich hat das Ermittlerteam zu sehr an Köln erinnert. Kommissar kommt aus Amerika, Vizekommissar(in) fährt „Prolorennautos“, die ihr nicht gehören, und ermittelt wird viel an der Imbissbude. Richtig doof: Schon zum zweiten Mal in nur ein paar Monaten kommt der Täter aus dem direkten Umfeld eines „Intersexuellen“. Die politisch korrekte Idee der Macher war doch wohl eher, den Intersexuellen aus seinem Randgruppendasein zu zerren und ihn als normalen Menschen zu zeigen und nicht Angst vor ihm und seinem Umfeld zu schüren. Auch wenn Israel geografisch nicht direkt in der Mitte Europas liegt, haben sie in der Hinsicht schon vor Jahren mit Dana International positive Akzente gesetzt. Beim ESC. Vielleicht mal reingucken, liebe Tatortredakteure.

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