von Wolfgang Michal, 9.3.14
Zwei alte Kämpen des europäisches Apparats werden bei der Europawahl gegeneinander antreten: Martin Schulz für die Sozialdemokraten, Jean-Claude Juncker für die Konservativen. „Mit dieser Zuspitzung“, schreibt Nikolaus Blome bei Spiegel Online, „bekommt die Europawahl endlich Rampenlicht und Relevanz… Jetzt kann der Parteienstreit beginnen, wie wir ihn aus jedem nationalen Parlament kennen… Mehr Demokratie wagen… Mehr Streit wagen.“ (Hüstel)
Nein, Nikolaus Blome ist nicht Wahlkampfleiter, sondern Mitglied der Spiegel-Chefredaktion. Und er meint es nur gut. Er fürchtet, dass Europa den Bürgern mal wieder völlig egal ist. Dass wir die großartigen Alternativen nicht erkennen. Also inszeniert er für seine Leser einen vermeintlichen „Kampf um die Macht“, ein „Duell“. Das heißt, er betätigt sich als PR-Hupe der Politik und glaubt, uns eine „Richtungsentscheidung“ unterjubeln zu können. Er hält seine Leser für doof. Das ist nicht nur peinlich für ihn, das ist auch peinlich für den Spiegel.
Denn Blome und sein Blatt wissen ganz genau, dass mit den beiden alten Fahrensleuten Schulz und Juncker kein Richtungskampf zu machen ist. Juncker und Schulz verstanden sich immer prächtig. Schließlich betreiben die Konservativen und die Sozialdemokraten seit Jahrzehnten eine überaus einvernehmliche große Koalition im Europaparlament. Und diese große Koalition wird nach dem Wahltag im Mai mit Sicherheit fortgesetzt werden. Nur die Begründung wird diesmal anders lauten: Wegen des Erstarkens der Rechtspopulisten müsse man weiter eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten.