von Marvin Oppong, 18.12.09
Sicherlich hängt die erhöhte Zahl auch mit der zunehmenden Ausdifferenzierung der Informationsgesellschaft und der vermehrten Nutzung des Internets zusammen, dennoch ist die Anzahl an sich spektakulär und besorgniserregend zugleich. Carta hat die größten Datenskandale des Jahres 2009 einmal gesammelt:
Maßgeblichen Anteil an der Aufdeckung von Datenskandalen in Deutschland in diesem Jahr hat das von Markus Beckedahl betriebene Blog netzpolitik.org. In einem Portrait über Beckedahl schrieb die Berliner Zeitung am 20. November 2009:
Allein in den vergangenen vier Wochen hat Beckedahl mehrere spektakuläre Datenlecks aufgedeckt. Jedes Mal waren Informationen von Hunderttausenden Nutzern ungeschützt. Rechnungen beim Online-Buchhändler libri.de und im Internetshop der Sparkasse waren für jeden einsehbar. Im Online-Fanshop des 1. FC Köln wäre es ein Leichtes gewesen, Tausende Trikots zu bestellen – auf die Rechnung von Clubmitgliedern wie Michael Schumacher und Guildo Horn. Diese Lecks wurden abgedichtet durch die Berichte von netzpolitik.org.
Für die meisten Schlagzeilen in diesem Jahr sorgte sicherlich die Datenpanne bei SchülerVZ, dessen Protagonist sich das Leben nahm. Hier wurden netzpolitik.org nach eigenen Angaben mehr als eine Million Datensätze zugespielt.
Nummer zwei in der Aufmerksamkeitskala dürfte in diesem Jahr der von Spiegel Online aufgedeckte Skandal um geheime Krankenakten bei Lidl erreicht haben. So hielt der Discounter die Krankheiten von Mitarbeitern in firmeninternen Unterlagen fest, obwohl dies arbeitsrechtlich bedenklich ist. Erst 2008 hatten der Stern und stern.de den Lidl-Bespitzelungskandal aufgedeckt. Nach Informationen der “Süddeutschen Zeitung” – ebenfalls von April – horchte auch die Drogeriekette Müller Beschäftigte nach Krankheiten aus.
Nachdem England in den letzten Jahren mit Datenskandalen durch verlorene oder gestohlene Notebooks, CD-ROMSs (I, II) oder Festplatten immer wieder für Schlagzeilen sorgte, war es dieses Jahr die britische Tochterfirma eines deutschen Unternehmens, die mit Negativpresse zu kämpfen hatte. Bei einer britischen Tochter der Telekom-Tochter T-Mobile wurden, wie Mitte November bekannt wurde, sensible Informationen über Tausende Kunden an Zwischenhänder verkauft.
In sich hatte es der Oktober dieses Jahres:
13. Oktober
Der Spiegel berichtet, dass der Deutschen Telekom Daten von hunderttausenden Kunden entwendet wurden und zum Teil in der Türkei landeten. In dem Artikel heißt es:
Erst Anfang Oktober hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass Vertriebspartner des Konzerns Kundendaten unerlaubt an Drittfirmen weitergegeben haben.
16. Oktober
NDR Info, kürzlich mit dem Leuchtturm-Preis des Netzwerks Recherche ausgezeichnet (I, II), berichtet, dass der Redaktion 27.000 Datensätze des Finanzdienstleisters AWD zugespielt wurden.
19. Oktober
Wie die Financial Times Deutschland enthüllte, ließ die Karstadt-Quelle-Bank zahlreiche Mastercard-Kreditkarten sperren und umtauschen, weil Unbefugte an Kreditkartennummern der Karstadt-Mastercard gelangt waren.
21. Oktober
Stern.de meldet, die Telekom trickse bei der Aufklärung ihrer neuen SpitzelDatenaffäre. So soll die Kriminalpolizei mehrfach bei der Telekom nachgehakt haben, bis die Konzernsicherheit Anfang Juni endlich Angaben zu einem Vertrag mit einer umstrittenen Firma machte. Noch im Februar hatte die Telekom bestätigt, dass sie wie die Deutsche Bahn Daten von Mitarbeitern überprüft hat, um Korruption zu bekämpfen.