von Redaktion Carta, 2.4.12
Am vergangenen Samstag feierte die Initiative „ProQuote“ in der Hamburger Bar Rossi einen ersten Erfolg: Die Vollversammlung der aufbegehrenden Medien-Frauen beschloss, einen Verein zu gründen, der die Fackel ihres gemäßigten Feminismus in die Redaktionen tragen soll.
Auch auf der Website der Initiative tut sich einiges. Dort findet man z.B. einen Brief der taz-Chefredakteurin Ines Pohl an die lieben GenossInnen der taz (wo die 50%-Frauen-Quote ja schon seit dem Frauenstreik Mitte der achtziger Jahre „auf allen Ebenen“ erfüllt ist):
„Giovanni diLorenzo, Chef der “Zeit”, ist der erste, der sich in einem Beitrag auf seiner Seite 1 verpflichtet hat, Frauen in Führungspositionen zu fördern. Verhaltener äußerten sich die Macher des Spiegel, aber auch die wollen sich immerhin mit ihren Kolleginnen an einen Tisch setzen, um zu beraten, wie dieser sehr deutsche Missstand behoben werden kann.
Andere Chefredakteure rechnen sich indes ihre Wirklichkeit schön. Viele behaupten, die Quote sei in ihren Häusern lange erfüllt. Unterzieht man ihre Stellungnahmen allerdings einem sorgfältigen Faktencheck, kommt man auf die entlarvendsten Rechentricks, da werden Chefsekretärinnen mal schnell zu Führungskräften in den Redaktionen erhoben, um in der Öffentlichkeit gut dazustehen.“
Wie diese männlichen Chefredakteure auf die weibliche Forderung reagieren, kann man ebenfalls auf der Website nachlesen: Manche schreiben sehr wohlwollend, andere wiederum sind pikiert – vor allem wegen der Männer, die sich für eine Frauen-Quote aussprechen. (Im Spiegel sollen diese Abweichler als „Weicheier“ beschimpft worden sein. Sie werden sich schrecklich grämen).
Die meisten Chefredakteure äußern sich allerdings überhaupt nicht zur Quote. Der Grund für ihr Schweigen ist unschwer zu erraten. Sprechen sie sich für die Quote aus, müssen sie für deren Erfüllung tatsächlich sorgen, sprechen sie sich gegen die Quote aus, gelten sie als reaktionär (oder bilden sich das wenigstens ein), versuchen sie aber, der Forderung mit besonderer Witzigkeit auszuweichen, könnte das auch nach hinten los gehen. Also schweigen sie. Es ist ein sehr männliches deutsches Schweigen.