von Redaktion Carta, 4.1.13
Urbane Interventionen haben seit Mitte der 1990er Jahre Konjunktur. Diese politischen oder kulturellen Aktionen greifen gestaltend in den Stadtraum ein, als Reaktion auf gesellschaftliche und räumliche Konflikte. Im Gegensatz zu Architektur und Stadtplanung geht es um temporäre Aktionen: Nach dem Eingriff in die räumliche Situation verlässt man diese wieder. Im übertragenen Sinn geht es also um kreative Formen der Meinungsäußerung im öffentlichen Raum.
Gerade – aber nicht nur – in Berlin sind in den letzten Jahren vielfältige Konflikte um die Zukunft der Stadt ausgetragen worden. In der Occupy-Bewegung, Street Art-Projekten, der Initiative “Mediaspree versenken” oder den Prinzessinnengärten zeigen sich neue Strategien der Auseinandersetzung um die Nutzung urbaner Räume.
Doch nach den subversiven Anfängen urbaner Interventionen sind inzwischen etablierte Akteure aus Politik und Wirtschaft auf den Zug aufgesprungen. So hat die Berliner Senatsverwaltung beispielsweise einen „Urban Intervention Award” ausgeschrieben, um Projekte sichtbar zu machen, “die einen substantiellen Beitrag zur Neudefinition, Wiederbelebung und Aufwertung von innerstädtischen Quartieren leisten”. Können Taktiken urbaner Interventionen politischen oder wirtschaftlichen Vorhaben zu mehr Wirksamkeit verhelfen? Was kann die Politik davon lernen? Und was passiert, wenn urbane Interventionen zum Teil von Unternehmens-PR werden?
Ein Gestalter und Erforscher dieser Entwicklungen ist Prof. Dr. Friedrich von Borries. Der Architekt, Autor und Professor für Designtheorie und kuratorische Praxis (Hochschule für bildende Künste Hamburg) untersucht unter anderem, welche Wirkung urbane Interventionen von Stadtplanern, Politikern, Bürgern oder Unternehmern haben können. Sein interdisziplinäres Projektteam arbeitet an Stadtentwicklungsplänen mit, lädt Künstler ein, Zukunftsvisionen der Stadt zu erschaffen und sucht nach neuen Prozessen, um Teilhabe und Diskurs in Veränderungsprozessen zu etablieren. Ach ja, und an einer “Weltverbesserungsmaschine” arbeitet er auch.
Friedrich von Borries ist zu Gast im Carta-Diskurs bei ZEIT ONLINE
Donnerstag, 10. Januar 2013 | 19-20 Uhr
ZEIT ONLINE | Askanischer Platz 1 am Anhalter Bahnhof | 10963 Berlin
Die Veranstaltung ist kostenlos. Eine Anmeldung ist jedoch erforderlich.
Moderiert wird die Veranstaltung von Carta-Herausgeber Leonard Novy (Institut für Medien- und Kommunikationspolitik).