von Kerstin Ludwig, 2.9.13
“Du, das Fußballspiel neulich war ja echt geil.”
“Ja, aber Frauenfußball hat immer noch einen viel zu geringen Stellenwert.”
“Hast du den Marktschreier da gesehen, boah, hat der sich zum Affen gemacht.”
“Ich vermisse die Frauen hier, das sind alles Chauvis, die lassen Frauen nicht zum Zuge kommen.”
“Edward Snowden hat die größte Abhöraktion in der Geschichte der Menschheit offengelegt”
“Ja, aber Sascha Lobo ist ein Sexist”
WTF?!
Es sind ja nicht nur die Fuckermothers, deren Twist in Richtung Realitätsverweigerung und Genderwahnsinn man erst mal hinbekommen muss, ohne sich dabei schwerste Verletzungen zuzuziehen. Die Rassismus-Schiene bitte nicht überbewerten. Sie dient nur der Untermauerung der eigenen Position und ist kein eigenständiges Argument.
Die Fuckermothers haben dabei die eingesprungene Schraube mit doppeltem Flip und Spagat geschafft: Marginalisierung der Abhöraktionen bei gleichzeitiger Maximierung des eigenen Stellenwerts, garniert mit einer Sprache, bei der mein Sozialpädagogen-Radar auf Vollanschlag geht.
Die Kernaussage der Fuckermothers ist, wenn man mal das Spießbürgerbildungstum abzieht: Hätte man vor 10 Jahren schon alles wissen können, wenn man die richtigen Bücher gelesen hätte.
Die Mädchenmannschaft setzt dann noch eins drauf, will den Fuckermothers-Text nicht veröffentlichen, weil die nicht auf die “Vergewaltigungsvorwürfe gegen Julian Assange” und deren zutiefst “sexistische” Konnotation in den Medien hinweisen.
Die Dame dort blendet dabei völlig aus, dass er a. noch nicht mal angeklagt, geschweige denn, verurteilt ist (“Unschuldsvermutung”? Scheiß-Sexistenkram.), und b. die Anklage wegen Vergewaltigung auf mehr als nur tönernen Füßen steht. Der Sex war, nach allem, was ich gelesen habe, einvernehmlich. Eine Vergewaltigung wurde es nur, weil Julian angeblich kein Kondom benutzt hat und Madame nach einem Jahr einfiel, dass sie aber lieber ein Kondom gehabt hätte.
Dann wird bei den Fuckermothers erklärt, dass man ja eigentlich auf der Seite von Chelsea Manning und Edward Snowden sei, nur, um dann zu fragen, wer von den deutschen Journalisten zum Helden verklärt wird.
WTF?!, das zweite. Was hat das eine denn, bitteschön, mit dem anderen zu tun?
Der ganze Text ist ein wirres Konglomerat von kruden Behauptungen, dummen Wertungen, unzusammenhängenden Tatsachen – um den Mangel eigener Einsichtsfähigkeit zu kaschieren, wird dann mal ein wenig geschwurbelt.
Und die Ergänzung der Mädchenmannschaft negiert (mal wieder) rechtsstaatliche Grundsätze, indem sie die Vorwürfe als bewiesen annimmt und die kritische Rezension als “sexistisch” brandmarkt.
Das ist Feminismus, Marke Bahntheorie: Rechts und links der Schienen, auf denen man rennt, darf es nichts geben. Die Bahn bestimmt, wo wir auszusteigen haben.
Doch der Mensch ist keine Bahn, Gleichberechtigung keine Einbahnstraße, und die Unschuldsvermutung nicht eine Frage des Straftatbestands.
Aber mach DAS mal einem dort drüben klar.
Ob das die Art Frauen war, die Schiller in seinem Gedicht “die Glocke” meinte?
Da werden Weiber zu Hyänen
und treiben mit Entsetzen Scherz,
noch zuckend, mit des Panthers Zähnen
zerreißen sie des Feindes Herz.
So. Wo sind meine Popcornvorräte? Ich hab so das Gefühl, ich werde sie heute noch brauchen.
Crosspost aus Tante Jays Café