#Netzjournalismus

Herr Diekmann und sein Geburtsfehler

von , 2.4.09


Mit redaktionellen Inhalten lässt sich im Internet kein Geld verdienen, sagt Kai Diekmann, Chefredakteur der BILD-Zeitung. Und dass die Lage so ist, wie sie ist, das liegt natürlich am „verfluchten Geburtsfehler“ des Internet: der Kostenlos-Kultur. „Diesen Fehler werden wir nicht korrigieren können.“

Zwei Feststellungen in Kai Diekmanns Aussage sind falsch: Erstens handelt es sich nicht um „den Geburtsfehler des Internet“, sondern um einen folgenschweren Denkfehler der Verlage. Ein ganzes (verlorenes) Jahrzehnt lang glaubten die Medienmanager, dieses dumme kleine Internet sei nur ein Beiboot zu ihren tollen Printprodukten, eine Art Werbeträger oder Anfütterungs-Dingsbums für das Unangreifbare: den heiligen Gral der Zeitungen und Zeitschriften. Also stellten sie (ohne Not, und ohne die Journalisten auch nur zu fragen) sämtliche Inhalte kostenlos ins Netz – nicht begreifend, dass die User dieses Geschenk mit einem Abbruch der Beziehungen zu den alten Printprodukten bestrafen würden. Diese Medienmanager haben nicht klüger gehandelt als jene Banker, die ihre Finanzprodukte am Ende nicht mehr begriffen.

Falsch an der Aussage Kai Diekmanns ist zweitens, dass man einen Fehler nicht korrigieren kann. Man kann. (Aber man will nicht, weil die Konkurrenz nicht mitziehen würde.)

Die Verlage könnten auf einen Schlag sämtliche journalistischen Angebote aus dem ungeliebten Netz entfernen. SZ-Online, Welt-Online, FAZ-Online, Zeit-Online, Spiegel-Online – alle abschalten! Und zwar von jetzt auf gleich.

Was würde passieren? Würde was passieren?

Möglicherweise gäbe es in relativ kurzer Zeit eine allgemeine Übereinkunft auf ein Bezahlmodell. Vermutlich wäre die plötzliche Abstinenz eine harte Probe für alle Beteiligten – für Verleger wie Journalisten. Denn die tief sitzende Furcht, das Netz könnte ohne Journalismus sehr gut existieren, nagt an der bröckelnden Selbstsicherheit der professionellen Weltversteher.

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