#Internet

Pssst. Lesen im Netz ist mehrheitsfähig

von , 19.3.09

Jeder Vierte in Deutschland liest keine Bücher. Männer (28% Nichtleser) sind dabei größere Abstinenzler als Frauen (22%), Hauptschüler (40%) konsequentere Buchverweigerer als Studenten (immerhin 6%!!!). Menschen ab 60 (31%) sind stärkere Regalflüchter als Schüler (11%). Und die Zahl der extremen Vielleser (über 50 Bücher pro Jahr) liegt seit dem Jahr 2000 stabil bei 3%.

Das alles haben die Printmedien bei der Vorstellung der repräsentativen Studie “Lesen in Deutschland 2008” brav berichtet. Das wirklich Neue aber haben sie weggelassen (oder höchstens mal zart angedeutet): Lesen am Bildschirm hat sich durchgesetzt. 41% der Befragten drucken auch längere Texte vor dem Lesen nicht mehr aus. Im Jahr 2000 waren das erst 25%.

Gestützt werden die Daten zum Lesen am Bildschirm durch die Zustimmungsraten zu folgender Aussage: „Mir ist es ganz egal, ob ein Text gedruckt oder digital ist – es kommt mir auf den Inhalt an.“

44% aller Befragten stimmten dieser Aussage zu. Männer (51%) sind dabei deutlich trägermedienwurstiger als Frauen (37%). Am höchsten ist die Zustimmung zur obigen Aussage bei den 14- bis 19-Jährigen: 67%! In den folgenden Alterskohorten nimmt die Zustimmung ab. Bei den über 60-Jährigen sind es nur noch 26%. Studenten (55%) stimmen der Aussage weit eher zu als Hauptschüler (37%).

Noch aufschlussreicher – und höchst alarmierend für Printmedien – sind die Zustimmungsraten zu dieser Aussage: „Informationen aus gedruckten Medien traue ich irgendwie mehr als Informationen aus dem Internet.“

Nur eine hauchdünne Mehrheit von 52% spricht den gedruckten Medien noch eine größere Seriosität zu als den Digitalen. Bei den Männern ist das Misstrauen gegenüber dem Gedruckten bereits mehrheitsfähig. Nur 48% stimmten der obigen Aussage zu. Der Bildungsgrad spielt hier übrigens keine Rolle, das Alter hingegen schon: Während 62% der Menschen ab 60 der obigen Aussage zustimmten, verliert sich der Seriositätsvorteil des Gedruckten bei den unter 40-Jährigen. Bei den 14- bis 19-Jährigen stimmten gar nur 31% der obigen Aussage zu!

SZ- und Zeit-Online haben diese ‚unangenehmen’ Ergebnisse damals in ihrer Berichterstattung „vergessen“.

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