#Linktipps

Medienlinks zum Wochenstart: Die Zukunft sieht alt aus

von , 6.2.11

The Daily Snooze

Wenn Murdoch’s mit Spannung erwartete iPad-only-Zeitung “The Daily” wirklich die Zukunft des Journalismus sein soll, dann sieht diese Zukunft nach Meinung vieler Kommentatoren reichlich alt aus. Recovering Journalist Mark Potts (Überschriftenlink) : “Maybe most incredibly, The Daily truly is…daily. It gets published in the morning, and that’s basically it. While the world is riveted today by the violence in Cairo, the premier issue of The Daily leads with an outdated story about yesterday’s peaceful million-man march in Tahrir Square.” Scott Rosenberg vergleicht The Daily mit der Wayback Machine – einem Archiv für alte Webseiten: “I guess News Corp. thinks that’s what people want? But surely, for $30 million, Murdoch could at least have gotten something a little more up-to-date — with, say, the mid-90s?” Wolfgang Michal wählt bei Carta einen medienkritischen Standpunkt: “Die bizarre Annahme, der unaufhörliche Nachrichtenstrom würde nur einmal am Tag in Form eines Neuigkeiten-Pakets ausgeliefert, widerspricht jedem modernen Mediennutzungsverhalten. Auch die Willkür, mit der Redaktionen in den Nachrichtenstrom greifen, um ihn einen Augenblick lang anzuhalten und verstehbar zu machen, ist ehrenhaft, aber paternalistisch und unzeitgemäß. Gerade der Boulevard hat absolut kein Recht mehr, die Welt für uns zu sortieren, denn er repräsentiert selbst nur das blanke Chaos.”

A Race Between Digital and Print Magazines

Nick Bilton findet in seinem Bits-Blog (New York Times) Print nicht mehr so inaktuell, seit er ein Experiment durchführte: 12 Häuserblocks in Brooklyn entfernt die neue Ausgabe der Zeitschrift Wired kaufen, während gleichzeitig daheim die Wired iPad App herunterlädt. Print hat das Wettrennen gewonnen.

A computational journalism reading list

Die ulmative Liste mit Links und Anmerkungen zum Thema Datenjournalismus, zusammengestellt von Jonathan Stray. Ich kenne keine umfassendere.

Two authors’ stories illustrate why some journalists profit online, and others fail

Online Journalism Review kontrastiert die Haltung zweier Reisejournalisten. Der eine hat akzeptiert, dass bezahlte Zeitungs- und Magazinaufträge seltener kommen und dass man von mageren Buchtantiemen nicht mehr leben kann. Er hat sich auf ein neues Geschäftsmodell verlagert und gibt seine eigenen E-Books heraus. Das läuft finanziell sogar viel besser. Obwohl er jetzt sein eigener Verleger ist, hat dieser Unternehmerjournalist sogar mehr Zeit als früher, sich dem Schreiben zu widmen, denn die zeitraubenden Marketingtourneen durch Buchläden sind weggefallen. Und der andere Autor? Der begnügt sich damit, die “Kostenloskultur im Internet” zu beklagen…

Quora – Was es ist und wird…

Nach all den englischsprachigen Analysen zum Sinn und Gebrauchswert der Frage-Antwort-Plattform Quora hier auch noch mal eine deutschsprachige von Jörg Wittkewitz bei den Netzpiloten.

“You are what you read”: NYT CTO Marc Frons on the paper’s new article recommendation engine

Die New York Times startete Ende Januar ihren neuen persönlichen Empfehlungs-Algorithmus nytimes.com/recommendations (empfohlen werden nur Inhalte der NYT-Webseite). Das Ganze basiert nicht wie bei Amazon auf Wahrscheinlichkeiten (“Nutzer, die dieses Buch gekauft haben…”), sondern auf dem Klickverhalten des jeweiligen Lesers, das ja durchaus erratisch sein kann. Es soll sozusagen die Zufallsfunde (serendipity), die Zeitungsleser an der gedruckten Zeitung  oft schätzen, auf dem NYT-Webportal simulieren. “The whole idea is to expose our readers to as much of our great journalism as we can,” erläutert der NYT-Digitalchef Mark Frons im Gespräch mit Nieman Journalism Lab. “On the web, it can be hard to find the things you like — not to mention the things you don’t know you’d like until you like them. The new Recommendation engine […] allows us to expose content to our readers that they wouldn’t see any other way.”

How NPR’s Andy Carvin is using Twitter to tell Egypt’s story

Der US-Sender NPR nutzt seit einem Monat Storify, ein Werkzeug zum schnellen und einfachen Kuratieren von Nachrichten aus verschiedenen Quellen, um mit den sich überschlagenen Ereignissen in Tunesien und Ägypten Schritt zu halten. Knight Digital Media Center fasst zusammen, wie das funktioniert. Auch Die Profilagentin hat bereits ihre Erfahrungen mit Storify dokumentiert. Der New York Times Kolumnist Nicholas D. Kristof wiederum nutzt Facebook, um prozessorientiert aus Ägypten zu berichten.

Ten Benchmarks for the Future of Journalism

10 Punkte in einer Brainstorming-Session, zusammengetragen vom J-Lab. Sehr gut finde ich “make the invisible visible” und “do less harm“. Aber den Rest kann man auch unterschreiben.

Die Fachjournalistin Ulrike Langer bloggt auf medialdigital. Carta übernimmt die Linktipps mit freundlicher Genehmigung der Autorin als Crossposting. Backlinks bitte freundlicherweise zu den Original-Linktipps setzen.

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