#Medienwandel

Lebt Online von Print? Eine Zeitungs-Lektüre

von , 12.12.08

Sie beharren allerdings auf einer wesentlichen Unterscheidung. Sie behaupten, dass der gedruckte Journalismus – weil er über das nötige Geld verfügt – draußen in der Welt recherchiert (und somit aus erster Hand berichtet), während der arme Internetjournalismus nur die längst gedruckten Nachrichten und Geschichten aufwärmt und kommentiert. Der Internetjournalismus sei parasitär, er lebe vom Abfall – und sei deshalb Journalismus zweiter Klasse. Machen wir die Probe aufs Exempel.

Nehmen wir die Süddeutsche Zeitung vom 10. Dezember 2008. Im Politikteil steht eine größere Geschichte über die wachsende Kritik des linken Flügels der Demokraten an der Personalpolitik Barack Obamas. Im ersten Absatz legt der Korrespondent seine Quelle offen:

Noch beschränkt sich die Kritik vor allem auf Äußerungen in Blogs.

Eine Seite weiter, im Ressort Panorama, steht ein größerer Artikel über die wachsende Kritik an der Vogue-Chefin Anna Wintour. Im Text wird auch auf die Quelle verwiesen.

Also brodelt die Gerüchteküche, und schuld daran ist ein stets gut informierter Medienblogger namens ‚Gawker’.

Schließlich die Aufmacherseite des Feuilletons. Dort steht ein längerer Text über eine Berliner Tagung zum Thema Feindbild Muslim – Feindbild Jude. Der Text beginnt so:

Ein kurzer Blick auf die Homepage von ‚Politically Incorrect’….

Fazit: Ohne die Recherche im Netz sähe der Printjournalismus doch ziemlich alt aus. Oder?

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