#Google Street View

Google: Wie man aus Versehen WLAN-Daten mitschneidet

von , 16.5.10

Die journalistische Hetzjagd auf Google am nachrichtenarmen Samstag war atemberaubend. Im Heute-Journal wurde genüsslich über die “Sammelwut des Internetkonzerns Google” berichtet, dem “die Welt nicht genug” sei.

Geradezu aufgerufen zu derartigen journalistischen Reaktionen hatte der Sprecher von Ilse Aigner (CSU): Der Vorgang sei “alarmierend und ein weiterer Beleg dafür, dass Datenschutz für Google noch immer ein Fremdwort ist”.

Datenschutz sei für Google “noch immer ein Fremdwort”? Diese Aussage von Holger Eichele kann getrost als realitätsfremd und populistisch gelten. Die Bilanz der Bundesregierung in Sachen Datensicherheit dürfte schlechter ausfallen als jene von Google.

Die ganze Aufregung wegen 600 GB Daten, wie es im ZDF-Bericht heißt, die Google über vier Jahre gesammelt haben soll – also den Inhalt einer großen Laptop-Festplatte.

Immerhin auch der sonst so konziliante Konrad Lischka verlor bei SpOn langsam die Geduld.

Kristian Köhntopp hat nun einen bemerkenswerten Text über den angeblichen “data scandal (Datenschutzbeauftragter Johannes Caspar) geschrieben:

Demnach besteht ein WLAN-Signal aus sehr vielen “Frametypen, die, die mit der Netzwerk-Administration im weitesten Sinne zu tun haben”:

Frames, die mit der Netzwerkverwaltung zu tun haben – Anmelden, Abmelden, Bekanntmachen (Beacons) und Eigenschaften abfragen (Probes), Datenflußkontrolle (ganz klassisch: RTS, CTS und ACK) und die Payload selbst halt.

Wenn man eine Softwarekomponente schreiben will, die dem Erfassen und Decodieren von WLAN-Daten im Allgemeinen gelten soll, dann wird man also erst einmal alle Datenpakete von der Antenne ab mitschneiden und sie hinterher sortieren in die Pakete, die einen interessieren und die, die nicht weiter spannend sind. Das ist das, was diese Bibliothek macht, die oben in dem Google-Statement erwähnt wird: Sie schaltet eine Wifi-Antenne und -Karte in den Monitor-Modus und schreibt einfach alle Pakete mit, die sie zu sehen bekommt.

Sein Fazit (Hervorhebung Carta):

Die Erklärungen, die Google für das Entstehen des Fehlers gegeben hat, sind in im Kontext der Standards und im Vergleich mit anderer Software, die ähnliches leistet, konsistent und schlüssig, der Fehler, der zu dem Problem geführt hat, ist naheliegend.

Zudem hat Google das Problem umgehend zugegeben und öffentlich gemacht nachdem es entdeckt worden ist und geeignete Maßnahmen zur Eindämmung des Problems getroffen.

Alles in allem finde ich das recht gut nachvollziehbar und geradezu vorbildlich gehandhabt, und verstehe die Hysterie und das Fingerzeigen in der Berichterstattung nicht.

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