#Günter Heismann

Noa Bank Reloaded: Carta überprüft Artikel

von , 28.4.10

Es ist ein ungewöhnlicher Vorgang, der zu denken gibt: Am Dienstag hat der Journalist Günter Heismann Carta eine aufgebrachte E-Mail geschrieben, wonach wir in einem Artikel Behauptungen aufstellen, die “allesamt fachlich falsch” und ihm gegenüber “ehrverletzend” seien. Wenn wir den Text nicht unverzüglich von der Website nehmen würden, drohte Heismann mit Abmahnung.

Es geht bei dem von Heismann kritisierten Artikel von mir um eine Diskussion über die Noa Bank. Heismann hatte der Bank auf Spiegel Online “anstößige Methoden” vorgeworfen. Auch Süddeutsche Zeitung und Financial Times Deutschland berichteten, ebenso wie mehrere Blogs. Der Tenor war nicht in allen Medien gleich. Speziell in den Wirtschaftsblogs wollte man sich dem Urteil von Günter Heismann nicht ohne weiteres anschließen.

Nun kann man zu Banken und der Berichterstattung über sie ganz unterschiedlicher Meinung sein. Legitim ist es auch, diese unterschiedlichen Meinungen öffentlich zu äußern. Nur kann man dabei offenbar schnell in Schwierigkeiten geraten und sich dem Verdacht ausgesetzt sehen, man würde falsche Tatsachen behaupten. Im vorliegenden Fall hat es nicht nur Carta getroffen. Auch Lothar Lochmaier sah sich dem Vorwurf ausgesetzt, er würde “eindeutig falsche, ehrverletzende Tatsachen-Behauptungen” verbreiten. Immerhin konnte Lothar Lochmaier das so regeln, dass er in einem seiner Artikel zur Noa-Bank eine “Richtigstellung” Günter Heismanns veröffentlichte.

Inzwischen gibt sich die Noa Bank Mühe, ihrerseits die vielen Fragen und Anfragen von Günter Heismann zu beantworten und dies fortlaufend auf ihrem Blog transparent zu machen. Es trifft sich wirklich gut, dass diese junge Bank sich dazu entschlossen hat, ein Blog zu führen. So kann sich jeder selbst ein ziemlich gutes Bild zur Sachlage machen und sich sogar am Diskurs beteiligen.

Heismann wirft Carta nicht nur inhaltliche, sondern auch handwerkliche Fehler vor: Er hätte es als angemessen und notwenig empfunden, dass er zu den bei uns publizierten Vorwürfen zu seiner Berichterstattung hätte Stellung nehmen können müssen. Wir hätten auch ihn kontaktieren sollen. In der Tat erscheint es in Nachschau besser, hätte ich Heismann zu dem Thema kontaktiert.

Seine Reaktion hingegen, mit Abmahnung zu drohen – und so eine offene Diskussion zu verhinden, erscheint überzogen. Vermutlich sind hier einmal mehr alte und neue Medienkultur aufeinander geprallt: Hier der Journalist klassischer Prägung, der seit langem für angesehene (Print-)Medien schreibt, dort der Blogger, der auf die Wirkung der Verlinkungen sowie die Kommentare zu seinen Artikeln setzt. Sprechen wir die gleiche Sprache?

Ich werde in den nächsten Tagen weitere Recherchen anstellen und meinen Artikel zur Noa Bank neu schreiben. Dabei werde ich auch das Gespräch mit der Bank suchen. Dort hat man mir gegenüber bereits Dialogbereitschaft signalisiert, wie man es auch gegenüber Günter Heismann tat.

Zustimmung, Kritik oder Anmerkungen? Kommentare und Diskussionen zu den Beiträgen auf CARTA finden sich auf Twitter und auf Facebook.