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Faires Geschäftsmodell in Sicht? Google, die Zeitungen und Paid Content

von , 2.12.09

Google zeigt sich kompromissbereit: Nachdem es zuletzt noch so ausgesehen hatte, als würde Rupert Murdochs News Corporation exklusiv mit Microsofts Suchmaschine Bing kooperieren und die künftig hinter einer Paywall gestellten Inhalte der beteiligten Zeitungen aus dem Suchindex von Google nehmen, springt Google mit einem neuen Vorschlag in die Bresche.

Der Vorschlag sieht vor, dass zwar weiterhin alles indexiert wird, die als Paid Content markierten Inhalte jedoch nicht mehr unbegrenzt über die Suchmaschine abgerufen werden können (bisher ist das mit den Inhalten des Wall Street Journal der Fall). Stattdessen kann jeder Verleger künftig festlegen, dass für den Leser ein bis fünf Seiten pro Tag frei zur Ansicht sind und danach die Paywall eingeblendet wird (“First Click Free“-Programm).

Zudem bietet Google einen neuen Ansatz auf der Ebene von Google News: Die Crawler greifen dabei Seiten (Artikel) nicht mehr vollständig ab, sondern nur noch deren Beginn. Diese Teile werden sowohl in Google News als auch in den Suchergebnissen angezeigt. Wer die Inhalte vollständig lesen will, kann über die Paywall geführt werden.

Kämen diese Vorschläge zum Tragen, gäbe es zwei Sieger und einen Verlierer. Sieger wären sowohl die Verlage als auch Google. Die Verlage könnten so nämlich ihre Konzepte zum Paid Content umsetzen, während dennoch alle Inhalte weiterhin in Suchmaschinen indexiert blieben und per Suche gefunden werden könnten. Zudem bliebe damit die sehr wichtige Neutralität von Suchmaschinen gewahrt.

Der einzige “Verlierer” wäre hier der Leser, der zwar weiterhin alles finden, aber nicht mehr unbegrenzt kostenlos abrufen könnte. Er müsste sich daran gewöhnen, künftig auch für Online-Artikel Geld zu bezahlen. Gute Inhalte vorausgesetzt, sollte das aber nicht unmöglich sein. Entscheidend für die Akzeptanz dürfte sein, wie die Bezahlmodalitäten umgesetzt werden. Die Leser werden weder Mondpreise akzpetieren (etwa Artikelpreise, die so hoch sind wie ganze Tageszeitungen in gedruckter Form) noch je nach Verlag völlig unterschiedliche Bezahlmodule.

Insgesamt zeichnet sich damit ein interessanter Kompromiss ab, der die Belange von Verlagen als auch die Prinzipien von Suchmaschinen wahrt. Entscheidend dürfte nun sein, wie Rupert Murdoch reagiert: Er hatte sich zuletzt vehement gegen Google ausgesprochen, ohne dabei allerdings widerspruchsfrei zu argumentieren. Ob ihn die flammende Rede von Arianna Huffington, die sie auf einer Journalismus-Konferenz in Washington hielt, überzeugen wird?

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