von Robin Meyer-Lucht, 17.3.09
Das Project for Excellence in Journalism veröffentlicht jedes Jahr einen herausragend konsistenten Bericht zum Zustand des US-Journalismus. Der 2009er Bericht “State of the News Media”ist gestern erschienen. Die Ergebnisse sind niederschmetternd. Es ist der sechste Jahresband und zugleich der trostloseste:
– Die Umsätze von US-Tageszeitungen sind im letzten Jahr um 14 Prozent gefallen. Die Aktien der Tageszeitungshäuser um 83 Prozent.
– Fast jeder fünfte Zeitungsjournalist hat seit 2001 bereits seinen Job verloren – bis Ende 2009 könnte es jeder vierte sein.
– Das Internet gewinnt als Nachrichtenmedium weiter hinzu: Die Zahl der Amerikaner, die regelmäßig Nachrichten im Internet liest, stieg um 19 Prozent in den letzten beiden Jahren. Die Nutzung der Top 50 Nachrichtensites stieg allein im letzten Jahr um 50 Prozent.
– Angesichts konjunkturbedingt sinkender Werbeumsätze auch von Nachrichtensites schwindet (mal wieder) die Hoffnung, Online-Journalismus könne sich weitgehend auf Basis von Werbung finanzieren.
– Die Macht von Journalisten und journalistischen Institutionen schwindet. Sie hinterlassen eine Lücke, die neue alternative Angebote nicht zu schließen vermögen.
Das Problem des Journalismus in Amerika sei im Kern kein Problem der Leserschaft oder der Glaubwürdigkeit, so der Bericht. Es sei ein Umsatzproblem — ausgelöst durch die Entkopplung von Anzeigen und Journalismus. Dem Journalismus gingen daher wichtige Ressourcen verloren. Die Umsätze mit Rubrikenanzeigen (Job, Auto, Immobilien) hätten sich bei Zeitungen bereits halbiert und könnten in fünf Jahren bei null angelangt sein.
Zugleich kämen aus der Zeitungsindustrie zu wenig Impulse, wie mit der neuen “Jäger&Sammler”-Mentalität der Nutzer produktiv umgegangen werden könnte. Die Branche verstehe nicht, wie mit aktiveren Nutzern auch mehr Umsätze generiert werden könnten. Hart geht der Bericht mit den Zeitungsmanagern ins Gericht: “Es gibt zunehmend Zweifel, ob die derzeitige Führungsgeneration überhaupt die Visionen und die Durchsetzungskraft hat, die Nachrichtenindustrie neu zu erfinden.”
Die Debatte um Online-Bezahlinhalte finden die Autoren der Studie fehlgeleitet. Einzelbezahlmodelle, wie von Walter Isaacson vorgeschlagen, seien schon häufig genug gescheitert. Stattdessen sollte man über Bündelabonnements nachdenken (ähnlich Kabel-TV, gekoppelt an die DSL-Gebühr) und über spezifische Informationsprodukte für elitäre Zielgruppen.
Doch derartige Modelle könnten den Abwärtstrend derzeit nicht stoppen. Im weiteren Verlauf des Jahres 2009 sei mit weiteren “Schließungen, Bankrotten und Online-Only-Experimenten” von Tageszeitungen zu rechnen.
Quellen:
— Studie “State of the News Media”