von Vera Bunse, 14.6.12
Aus der Ankündigung:
Die Forderung nach Transparenz ist in aller Munde. Ist es ein Modewort oder haben wir es, bedingt durch das Internet, mit grundlegenden Änderungen zu tun? Gibt es einen Konflikt zwischen Transparenz- und Datenschutzforderungen? Wie sind die Wikileaks-Veröffentlichungen zu bewerten?
Im Januar 2012 veröffentlichte Transparency Deutschland den Nationalen Integritätsbericht. In ihm enthalten sind „84 Forderungen für eine integere Republik“. Viele davon sind Forderungen nach mehr Transparenz. Aber geht es bei den Forderungen um die Offenlegung jeglicher Information – staatlich und privat?
Sicherlich ist eine Hauptanforderung, dass Transparenz nicht zum Selbstzweck wird. Aber wie kann eine „politische Kultur“ geschaffen werden, die sich zwischen einer gläsernen Gesellschaft (post privacy) und Geheimniskrämerei (arkanum) selbstverständlich bewegt? Bedarf die Diskussion von Extremen – einem „Transparenzkonformismus“ einer Kontrollgesellschaft auf der einen Seite und der pauschale Verweis auf die Notwendigkeit von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen und geheimen Aushandlungsprozessen auf der anderen Seite – einer Ausdifferenzierung? Geht es vielleicht allein um die Bekämpfung „intendierter Intransparenz“?
Chancen und Grenzen von Transparenz betreffen aber nicht nur das Verhältnis von Politik und Gesellschaft. Auch die Wirtschaft hat mit ihrem Handeln weitreichende Verantwortung für die Gesellschaft. Wie viel Transparenz kann von der Wirtschaft eingefordert werden? Müssen Bürgerinnen und Bürger hier aktiver werden oder ist dies Aufgabe der Politik?