von Wolfgang Michal, 3.7.14
Bisher war der NSA-Skandal „bloß“ eine Abfolge von großen Zahlen. Berichtet wurde, wie viele Daten wo und wann mit welchem Spionage-Programm „abgeschnorchelt“ wurden. Inhalte: Fehlanzeige. Das führte dazu, dass die an konkrete „Geschichten“, an plastische „Erzählungen“ gewöhnten Medienkonsumenten nicht so recht protestieren wollten.
Doch nun haben wir endlich „eine Geschichte“. Der Erlanger Student Sebastian Hahn wurde – laut NDR-Pressemeldung vom 3.7. – gezielt von der NSA überwacht. Denn Hahn betreibt einen Server für das Verschlüsselungsnetzwerk Tor und geriet deshalb ins Fadenkreuz des Geheimdienstes. Auch alle, die Tor benutzen, werden von der NSA „markiert“ und gespeichert.
Nun erst kann eine Protestwelle ins Rollen kommen, die den entsprechenden Druck auf die Politik erzeugt. Denn erstmals bekommt der Abhörskandal ein Gesicht. Im Gegensatz zur Bundeskanzlerin ist Sebastian Hahn nämlich mit seiner Überwachung ganz und gar nicht einverstanden.
- Siehe dazu meine Erklärung des lauen Protests nach 1 Jahr Snowden-Leaks: „Der hat doch gar nichts enthüllt!“
- Sebastian Hahn: Einige Fragen, die ich von Menschen im Bezug auf die NSA-Überwachung meines Tor-Servers erhalten habe