#Außenpolitik

Wovon ich eines Tages meinen Kindern erzählen werde

von , 10.9.13

Nehmen wir außerdem an, die Geheimdienste Saudi Arabiens nähmen Einfluss auf die Verschlüsselungstechnologien, die weltweit die Vertraulichkeit des Datenverkehrs sicherstellen sollen. Und nehmen wir einmal an, besagte Geheimdienste würden sogar Spione bzw. Saboteure in westliche IT-Firmen einschleusen, um sich Zugang zu den Systemen, den technischen Verfahren und, allgemein ausgedrückt, den dortigen Kenntnissen zu verschaffen.

Stellen wir uns eines der gängigen Feindbilder vor, die in letzter Zeit immer ganz gerne an die Wand gemalt wurden. Mahmud Ahmadinedschad zum Beispiel. Oder einen anderen Herren, dessen bloßer Name für den für Feindbilder empfänglichen Durchschnittsdeutschen wie der Mutterschoß der al-Qaida klingt: Abdullah ibn Abd al-Aziz zum Beispiel.

Und nun stellen wir uns einmal vor, was wohl in der deutschen Politik los wäre, wenn das die Situation wäre, in der wir uns befänden. Tatsächlich bedarf es gar keiner ausschweifend blühenden Phantasie, denn exakt dies ist die Situation, in der wir uns jetzt befinden. Bloß mit dem marginalen Unterschied, daß unser Ahmadinedschad ein Amerikaner ist, der auf den Namen Obama hört, und unser al-Aziz auf einer Insel lebt – David Cameron.

Und weil Obama und Cameron eben nicht dem seit langer Zeit gepflegten Feindbild entsprechen, sondern sogar als unsere Freunde bezeichnet werden, dürfen die Geheimdienste der Länder, deren Regierungschefs sie sind, sich exakt so verhalten, wie unsere Regierung es keinesfalls dulden würde, wenn die beiden bloß unserem schönen Feindbild entsprächen.

Mein Vater erzählte mir einige Male, wie es früher in Polen war. Damals, als es nur eine Partei dort gab, und die Wahlen zu einer einzigen groß inszenierten Farce verkommen waren. Womöglich durchlebt jede Generation eine solche Farce historischen Ausmaßes. Ich jedenfalls glaube bereits jetzt zu wissen, wovon ich eines Tages meinen Kindern erzählen werde.

 
Crosspost von piksa.info

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