#Bundespräsidentenwahl

30. Juni: Wie wäre es mit einem Revöltchen?

von , 21.6.10

“Les Bleus”, die französische Nationalmannschaft, spielen verrückt. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – alles für die Katz. Auflösung, wo man hinschaut.

Sie spielen wie die Berliner Regierung. Auch die verrückt. Auch die wie von Sinnen. Als sehnten sie sich danach, vom Platz gestellt zu werden. Einen Laufpass nach Hause zu erhalten. Fahnenflucht wird endemisch. Fliehkräfte nehmen überhand.

Das Frappierende daran: Sie sind nicht in ihr Amt gezwungen worden. Sie haben darum gekämpft, auch wenn die Kampagne Zweifel am Kampfwillen aufkommen ließ. Die Kraft zu haben, reicht offenbar weder auf dem Fußballplatz noch im Kabinettssaal.

Alte Definitionen kommen in Erinnerung: Was passiert, wenn die oben nicht mehr können, wie sie wollen, und die unten nicht mehr wollen, wie sie sollen? Weit und breit aber ist keine Revolution in Sicht. Nicht mit der sogenannten LINKEN, nicht mit den postpotenten Rechten.

Wie wäre es mit einem Revöltchen?

Das wird es sein. Darauf steuert alles zu. Die Präventionsversuche wirken nur noch peinlich: Entscheidungen vertagen, Kontroversen begraben, die Luft anhalten. Als ob das noch rettete.

Nein. Das Spiel ist aus. Der Zorn der Basis rast. Sie will ein Opfer sehen. Dampf ablassen. Dem Schrecken ein Ende bereiten. Mit Umsicht einen Denkzettel verpassen. Dann schnell zurück in den Krähwinkel des Hahns.

Haben Sie das Geifern von Guido Westerwelles Vorgänger Wolfgang Gerhardt im Ohr? Das klingt wie Voodoo für Fortgeschrittene. In allen drei Regierungsparteien werden am 30. Juni alte Rechnungen fällig gestellt. Zahltag ist Qualtag.

Bei den Bleus tut es nichts zur Sache, ob sie über die Vorrunde hinauskommen. Sie scheitern, wie die deutsche Bundesregierung, an sich selbst.

Danach rette sich, wer kann. Wie lautete noch die Sottise Angela Merkels an die Adresse Nicolas Sarkozys? Chacun sa merde! Da haben wir den Salat.

Das Bedrückende daran: Die Deserteure könnten verstanden haben, was uns blüht. Sie könnten begriffen haben, dass es nicht mehr in ihren Kräften steht, den Kurs zu ändern. Das Spiel ist aus. Les jeux sont faits. Rien ne va plus.

Der einzige Trost am Ende dieses Trauerspieles wäre ein Theologe im Amt des Katechonten. Was immer dann noch aufzuhalten ist.

Crosspost vom Rhetorik-Blog.

Siehe dazu auch:
Nico Fried: CDU in der Krise – Kneipe mit Kanzlerin

Die CDU ist derzeit weniger eine Partei, in der man was wird, sondern eine, in der man was war.

Zustimmung, Kritik oder Anmerkungen? Kommentare und Diskussionen zu den Beiträgen auf CARTA finden sich auf Twitter und auf Facebook.