Vier Minuten Lessig, die man sich anschauen sollte

von , 11.4.11

Der Harvard Law School-Professor Lawrence Lessig ist bekannt als einer der eloquentesten – und häufig auch euphorischen – Protagonisten von Urheberrechtsreformen in Zeiten des Internets. Am vergangenen Dienstag aber war die zweite Hälfte seiner Rede über die Kultur des Internets geprägt von beträchtlicher Skepsis gegenüber jüngeren Entwicklungen der digital vermittelten Öffentlichkeit in seinem Heimatland.

Was er dort präsentierte, kann durchaus als “institutional turn” in Lessigs Denken bezeichnet werden: Er lobte den “moderierenden Einfluss” von klassischen Institutionen (wie Schulen, Massenmedien, Parlamenten), die leider durch in die Nivellierung der Sprechpositionen im Netz starkt diskreditiert würden.

Anders ausgedrückt: Das Netz fördert aus Lessigs Sicht Polarisierung und Radikalisierung der Öffentlichkeit in den USA. Es diskreditiere die moderaten Positionen und die klassischen Massenorganisationen. Das Netz schwäche Demokratie, Parlamentarismus und moderaten Journalismus.

Wir haben die Republic verloren – ausgerechnet in dem Moment, an dem wir sie angesichts der technologischen Konstellation am dringendsten brauchen,

lautete Lessigs Abschlusssatz.

Lessig erliegt hier augenscheinlich ein wenig seinem Kampf für die Institution US-Kongress und gegen die Lobby-Korruption. Nun, wo es nicht mehr nur um die lächerliche Musikindustrie geht, sondern um die Republik, welche die neue Technologie zu gefährden scheint, wird Lessig plötzlich zum Konservativen. Erstaunlich. Aber sehr sehenswert.

Hier Auszüge aus seiner Rede:

Die vollständige Rede hier.

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